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Nasser Mai und Juni könnten Gelsen-Plage aufleben lassen

Noch sind wenige Gelsen in Österreich unterwegs.
Noch sind wenige Gelsen in Österreich unterwegs. ©pixabay.com
Die bisherige Trockenheit hat das Stechmücken-Auftreten verlangsamt, ein nasser Mai und Juni könnten die Gelsen-Plage aber wieder intensivieren.

Die Trockenheit im bisherigen Jahresverlauf hat etwa der Landwirtschaft viele Probleme gebracht, aber das Auftreten von Stechmücken bisher verlangsamt. Denn dass der Winter extrem mild war, heiße nicht, dass mehr Stechmücken vorhanden sind als sonst, betonte Stechmücken-Experte Bernhard Seidel am Mittwoch im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Es hänge nicht alles von der Witterung ab.

"Die Stechmücken reagieren nicht auf Witterungsphänomene", führte Seidel aus. Es gehe vielmehr um Tag- und Nacht-Rhythmus. "Wenn die Nächte noch zu lange sind, dann reagieren sie nicht. Da bleiben sie noch in der Deckung." Wäre es hingegen ein niederschlagsstarker Winter und Frühlingsbeginn gewesen, eventuell sogar mit Überschwemmungen, dann hätte es schon Ende März sehr, sehr viele Stechmücken bzw. Gelsen geben können.

Hochwasser begünstigt Mückenplage

Aktuell gibt es die Gelsen in unseren Breiten in ihrer zweiten Generation, was doch etwas früher als sonst der Fall sei. Bedeutend in dieser Hinsicht sei u.a. das Wasser im Siedlungsbereich, in Gärten. Angesichts der für die nächste Zeit als häufiger angesagten Niederschläge könne nun eine weitere neue Generation entstehen. Grundsätzlich würden aber derzeit große Stechmücken-begünstigte Plagen wie Hochwässer fehlen.

Im vergangenen Jahr sei der Mai sehr, sehr feucht gewesen, als Folge dessen gab es im Raum Wien damals sehr viele Stechmücken. Den Höhepunkt in dieser Hinsicht in den vergangenen zehn Jahren sieht Seidel aber 2013 nach dem Jahrhundert-Hochwasser. "Da ist unmittelbar danach diese Massenentwicklung der Stechmücken gekommen und gleich darauf das Donauinselfest", erinnerte er. "Da sind viele Menschen 100-fach gebissen worden."

Menschen nicht für Überleben der Mücken angewiesen

Als wesentlich in solchen Situationen sieht der Experte die mediale Vorwarnung der Leute. Damals sei das nicht ausreichend erfolgt. Seidel: "Da ist man dann vollkommen ausgeliefert. Man sollte sich im Vorfeld informieren oder informiert worden sein. Die probate Information ist das Um und Auf für eine so dicht gedrängte Gesellschaft, wie wir es sind. Die Information, was Stechmücken angeht, ist so wichtig, wie der Wetterbericht selber."

Wichtig seien da nicht nur die Hinweise auf das Stechmücken-Auftreten an sich und der mechanische Schutz über die Kleidung, wie das Vermeiden des Tragens von Sandalen, kurzen Röcken und Hosen. "Es geht auch darum, was die Tragweite bei Krankheiten angeht", erläuterte Seidel. "Weil dann nimmt man es ernst. Wenn ich weiß, dass ich da einen schrecklichen Ausschlag kriegen kann, dann passt man schon wesentlicher besser auf."

Grundsätzlich komme man natürlich viel mehr mit den Gelsen in Kontakt, je mehr man nach draußen geht. Besonders im Juni und Juli komme es da zu vielen Wechselwirkungen. Dabei werde aber die Funktion des Menschen als Wirt für die Stechmücken überschätzt. "Wenn sie auf uns angewiesen wären, wären sie erledigt. Dann wären sie eine aussterbende Gruppe", betonte Seidel in diesem Konnex.

Mehr als 40 Stechmückenarten in Österreich

Vielmehr gebe es viele von den mehr als 40 in Österreich auftretenden Stechmücken-Arten (weltweit sind es 300 bis 400 Arten, Anm.), die Menschen gar nicht Menschen stechen. Vögel etwa seien da viel begehrtere Stech-Objekte. "Die sitzen in der Nacht ruhig und die Stechmücke kann sich die ganze Nacht über bedienen. Das sind viel bessere Beute-Objekte."

Stiche durch Stechmücken seien von März bis Dezember möglich. Das heißt laut Seidel aber nicht, dass es im Jänner und Februar keine Gelsen gibt. "Es gibt sie, nur sind sie in anderer Form vorhanden." Das Abtauchen der Stechmücken im Winter sei für sie ein großartiger Schutz, da die Leute in dieser Zeit auf sie vergessen. Erst im Sommer beim Auftreten der Stechmücken zu reagieren, sei zu spät. Wenn es dann wieder in den Winter hineingehe, werde gar nichts mehr gemacht. "So entstehen riesige Entwicklungsbereiche für Stechmücken."

Als wichtig empfindet Seidel auch in wasserrechtlichen Verhandlungen die Stechmücken-Problematik nicht außer Acht zu lassen. "Da könnte man mit ganz wenigen zusätzlichen Dingen Stechmücken-Barrieren einbauen, die verhindern würden, dass es zu einer Massenentwicklung kommt."

(APA/red)

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