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NASA: Trouble für Hubble

Sensationelle Mars-Aufnahmen lieferte das alternde Weltraumteleskop „Hubble“, oft als „funkelndes Juwel in der Astronomie“ beschrieben. Nach 15 Jahren gibt es jedoch keinen Platz mehr im Budget.

Trotz aller Proteste stellte die US-Raumfahrtbehörde NASA in ihrem Haushaltsentwurf für das Jahr 2006 keine Mittel für die Rettung des fast 15 Jahre alten Observatoriums bereit. „Hubble ist ein sterbender Raumkörper“, sagte NASA-Controller Steve Isakowitz im NASA-Hauptquartier in Washington. „Wie lange es ab 2007 noch funktioniert, ist an dieser Stelle reine Spekulation.“

Im Jänner vergangenen Jahres hatte NASA-Direktor Sean O’Keefe das unter allerlei technischen Macken leidende Weltraumteleskop bereits zum Auslaufmodell erklärt. Nach zahlreichen Protesten ließ O’Keefe dann doch noch Rettungsmöglichkeiten prüfen.

„Hubble“ benötigt dringend neue Batterien und Stabilisatoren, damit es in 600 Kilometer Höhe über der Erde Kurs hält und nicht außer Kontrolle gerät. Ursprüngliche sollte die Besatzung eines „Space Shuttle“ das Teleskop schon im Vorjahr wieder auf Vordermann bringen. Die Crew sollte außerdem neue wissenschaftliche Geräte im Wert von 200 Millionen Dollar (157 Millionen Euro) installieren, die bereits fix und fertig auf dem Goddard Space Flight Center im US-Bundesstaat Maryland stehen. Dazu gehört auch eine hochmoderne Kamera, mit denen „Hubbles“ Augen noch schärfer geworden wären.

Der Absturz der Raumfähre „Columbia“ im Februar 2003 machte einen Strich durch die Planungen. Erst im Mai oder Juni soll nach Angaben der NASA wieder ein Shuttle starten. Anders als vom Nationalen Forschungsrat der USA empfohlen, will O’Keefe aber keinen Flug zum Weltraumteleskop riskieren. Offizielle Begründung: Die NASA will nicht das Leben von Astronauten aufs Spiel setzen.

Auch der vorgeschlagene Rettungseinsatz eines Roboters hat seine Tücken. Raumfahrtexperten machten drei Schwachstellen aus: die hohen Kosten von bis zu 1,6 Milliarden Dollar (1,246 Mrd. Euro), ein Erfolgsrisiko von 50:50 sowie eine bis zu fünf Jahre lange Entwicklungszeit. Andere Vorschläge, wonach „Hubble“ auf die selbe Umlaufbahn wie die Internationale Raumstation ISS gebracht und von dort aus gewartet wird, prüfte die NASA überhaupt nicht ernsthaft.

Am Ende hätten die hohen Kosten von mehr als einer Milliarde Dollar für einen bemannten oder unbemannten Rettungsflug das Schicksal von „Hubble“ besiegelt, schreibt die „Washington Post“. Andere Raumfahrtexperten glauben, dass „Hubble“ ein Opfer des teuren NASA-Programms zur Rückkehr zur bemannten Raumfahrt wurde.

Für die trauernde „Hubble“-Gemeinde gibt es einen Trost: Die Mittel für das neue „James Webb Space Telescope“, dem Nachfolger von „Hubble“, werden kräftig aufgestockt. Das Infrarot-Teleskop soll im Jahr 2011 auf eine Umlaufbahn gebracht werden. Wissenschafter versprechen noch spektakulärere Aufnahmen aus den Weiten des Sonnensystems.

Das ausgemusterte „Hubble“ könnte dann im Jahr 2013 seinen „Todesflug“ antreten. Bei dem kontrollierten Absturz würden mehr als neun Tonnen des 11,8 Tonnen schweren Observatoriums bei Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen, schreibt das Internetportal space.com unter Berufung auf eine Studie. Die restlichen zwei Tonnen würden dann als Trümmerreste über einen rund 1.200 Kilometer langen Streifen über dem Ozean „herabregnen“.

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