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Nähe zu "Fast-Food"-Geschäften fördert Übergewicht

Essen vor der Haustür ist zusätzlich gefährlich
Essen vor der Haustür ist zusätzlich gefährlich
Bereits vor Jahren hat der Wiener Umwelthygieniker Manfred Neuberger nachgewiesen, dass die Wohnnähe zu Hauptverkehrsstraßen mehr Mortalität mit sich bringt. Nun gibt es eine neue "Umweltgefahr": Fast-Food-Geschäfte. Eine britische Studie hat ergeben, dass wohnortnahe Schnellrestaurants und solche Geschäfte an Verkehrsknotenpunkten und beim Arbeitsplatz die Rate an Übergewichtigen stark steigern.


An allen Straßenecken, in U-Bahnstationen und im Umfeld von Betrieben sprießen auch in Österreich die “Fast-Food”-Geschäfte. Das Weckerl “auf dem Sprung in die U-Bahn” oder die Leberkäsesemmel, die Pizzaschnitte zum Mitnehmen oder Nudel- bzw. Kebab-Box “to go” sind überall zu haben. Die Konsequenzen für die Gesundheit stehen auf einem anderen Blatt. Jedenfalls, je mehr solcher Geschäfte sich in der Umgebung der Wohnung, der Arbeitsstätte oder auf dem Weg dorthin befinden, desto dicker sind die Menschen. Dies kam jetzt in einer Untersuchung aus England heraus, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) forderte mit Hinblick auf diese wissenschaftliche Studie erneut eine Steuer auf stark zucker- und fetthaltige Lebensmittel.

Die Studie wurde in der britischen Grafschaft Cambridgeshire durchgeführt. Epidemiologe Thomas Burgoine von der Universität Cambridge hat dort für 5.442 Erwerbstätige im Alter zwischen 29 und 62 Jahren die Zahl der “Fast-Food-“Outlets in der Umgebung von Wohnung, Arbeitsweg und Arbeitsplatz bestimmt und mit den Ernährungsgewohnheiten sowie dem Körpergewicht verglichen.

Das Ergebnis: Es bestand eine eindeutige Abhängigkeit zwischen dem Imbiss-Angebot und dem Körpergewicht. “Die Bewohner mit den meisten Imbiss-Gelegenheiten waren fast doppelt so häufig übergewichtig wie Bewohner aus Gegenden mit den wenigsten Fast-Food-Läden”, erklärte Erhard Siegel, Präsident der DDG. Im Durchschnitt hatten die Bewohner der untersuchten Region (Fenland) 32 Gelegenheiten, sich mit Fast Food zu versorgen.

Übergewicht gehört neben Bewegungsmangel zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für erhöhte Blutzucker- und Blutdruckwerte. Zusammen mit hohen Blutfetten fördern sie das metabolische Syndrom, das oft mit einem Typ-2-Diabetes einhergeht. “Die heutigen Essgewohnheiten sind eine wichtige Ursache für den Anstieg der chronischen Krankheiten geworden”, so DDG-Geschäftsführer Dietrich Garlichs.

Der DDG-Geschäftsführer sieht deshalb politischen Handlungsbedarf. “Niemand kann ernsthaft fordern, Fast-Food-Läden zu verbieten”, stellte Garlichs in einer Aussendung der Gesellschaft fest. Aber die Politik ist aufgerufen, die Entscheidung für eine gesunde Kost einfacher und attraktiver zu machen. “Wir können beispielsweise durch eine Zucker-Fett-Steuer auf besonders kalorienhaltige Lebensmittel dafür sorgen, dass gesunde Ernährung günstiger ist als etwa Pommes frites.

Andere Länder sind offenbar schon weiter, ergänzte DDG-Präsident Siegel. In den USA sei es an vielen Orten vorgeschrieben, für Imbisse die Kalorienmenge anzugeben. In New York dürfen öffentliche Lokale keine ungesunden Transfette verwenden. Auch in Großbritannien bemüht sich die Regierung um gesünderes Fast Food – die Londoner Verwaltung hat Richtlinien zur Regulierung von “Fast-Food”-Geschäften herausgegeben. In Finnland, Ungarn und Frankreich gibt es bereits Steuern auf hochkalorische Lebensmittel.

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