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Antibiotika-Putenfleisch über Deutschland nach Österreich

Putenfleisch mit Gyrase-Hemmer belastet - Verbraucherschutzministerium von Nordrhein-Westfalen warnte.
Putenfleisch mit Gyrase-Hemmer belastet - Verbraucherschutzministerium von Nordrhein-Westfalen warnte. ©AP (Themenbild)
Der nächste Zwischenfall rund um Nahrungsmittel: Mit Antibiotika stark kontaminiertes Putenfleisch wurde offenbar aus Rumänien nach Deutschland geliefert und gelangte schließlich zumindest teilweise nach Österreich.
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Das Verbraucherschutzministerium des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen veröffentlichte am Freitag eine diesbezügliche Warnung.

Grenzwert teils deutlich überschritten

Mehr als 19 Tonnen seien über einen deutschen Betrieb im Landkreis Warendorf in mehrere deutsche Bundesländer gelangt, aber zu einem Teil auch nach Österreich und Großbritannien. Die Grenzwerte für Antibiotika seien deutlich überschritten worden. Bei der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erklärte man Freitagabend, es hätte eine Warnung gegeben. Man hätte die notwendigen Schritte gesetzt.

“Nach Deutschland ist mit Medikamenten belastetes Putenfleisch geliefert und dort verarbeitet worden. (…) Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden Mitte 2012 etwa 19,5 Tonnen tiefgefrorenes Putenfleisch aus Rumänien nach Nordrhein-Westfalen verbracht und weiterverarbeitet, das den zulässigen Grenzwert für Antibiotika teilweise deutlich überschreitet”, hieß es in einer Aussendung des Ministeriums des deutschen Bundeslandes.

Mit Gyrase-Hemmer belastet

In zwei Eigenkontrollproben sei ein Gehalt von 1.832 Mikrogramm je Kilogramm Fleisch und von 2.771 Mikrogramm je Kilogramm des “Reserve-Antibiotikums Enrofloxacin” festgestellt worden, obwohl eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des rumänischen Exporteurs vorgelegen sei. Bei Enrofloxacin handelt es sich um ein Antibiotikum aus der Klasse der Gyrase-Hemmer, die gegen bakterielle Infektionen eingesetzt werden. Die Verwendung in der Geflügelzucht ist in den vergangenen Jahren immer häufiger kritisiert worden. Die deutschen Behörden: “Gemäß EU-Verordnung Nr. 37/2010 ist die Rückstandshöchstmenge für den pharmakologisch wirksamen Stoff Enrofloxacin von 100 Mikrogramm pro Kilogramm in den vorliegenden Proben mehrfach überschritten worden.”

Offenbar keine akute Gesundheitsgefährung

Eine akute Gesundheitsgefährdung durch den Konsum des belasteten Putenfleisches besteht nach derzeitigem Wissensstand nicht. Allerdings besteht der Verdacht, dass durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Tiermast das Entstehen und das Wachstum von multiresistenten Keimen begünstigt wird.

Caterer, Zwischenhändler und Großhändler beliefert

Nach derzeitigen Stand der Ermittlungen hat im Juni 2012 eine Handelsfirma aus Münster bei einem rumänischen Lieferanten etwa 19,5 Tonnen Putenbrust roh/tiefgefroren erworben. Diese Ware wurde direkt an einen Weiterverarbeiter im Kreis Warendorf geliefert. In dem Betrieb im Kreis Warendorf wurde die Ware unter anderem zu Großpackungen von 2,5 Kilogramm “Putenbrust, gebraten, Tandoori, mariniert, in Streifen” weiterverarbeitet und in mehrere Bundesländer sowie nach Österreich und Großbritannien ausgeliefert. Beliefert wurden Caterer, Zwischenhändler und weitere Großhändler. Der Großteil der Belieferung innerhalb Deutschlands (rund 15 Tonnen) erfolgte nach Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Bremen.

Kunde entnahm Eigenprobe

Durch zwei Eigenproben eines Kunden und des Verarbeitungsunternehmens selbst Ende Februar und Anfang März wurden die Belastungen festgestellt und den zuständigen Behörden gemeldet. Eine Sperre der noch vorhandenen Ware beim Unternehmen in Münster erfolgte am 7. März 2013. Ob der rumänische Lieferant noch andere Fleischverarbeiter mit ebenfalls möglicherweise belastetem Putenfleisch in Deutschland beliefert hat, ist derzeit nicht bekannt.

Ware vermutlich großteils bereits verbraucht

Laut den deutschen Behörden wurden im Zuge einer EU-Schnellwarnung wurden auch Österreich und Großbritannien über den Sachverhalt informiert. Derzeit werden die Lieferlisten innerhalb Deutschlands ausgewertet. Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Ware bereits verbraucht worden ist. (APA)

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