Nachhaltige Beschaffung: Regierung hinkt eigenen Zielen bei Bio-Anteil hinterher

Der Aktionsplan, der seit Juli 2021 gilt, verpflichtet die Regierung zu einer "klimafreundlichen" und "ökologischen" Beschaffung von Lebensmitteln. Für biologische Lebensmittel, die von der öffentlichen Hand etwa für Schulen, Krankenhäuser oder Justizanstalten organisiert werden, sieht der Plan verpflichtende Quoten vor: 2023 sind es 25 Prozent, im Jahr 2025 sollen es 30 Prozent sein, 2030 dann mit 55 Prozent schon mehr als die Hälfte. Nach Angaben von "Enkeltaugliches Österreich", ein Zusammenschluss von Biobäuerinnen und Biobauern bzw. Vertretern der Biobranche, verfehlt der Bund die Vorgabe für heuer mit einer Quote von aktuell 4 Prozent jedoch deutlich, wie zuerst der "Standard" berichtete.
Bio-Anteil: Bund nennt keine genauen Zahlen
Verantwortlich für die Umsetzung des Plans ist das Klimaministerium von Leonore Gewessler (Grüne). Die Beschaffung der Lebensmittel falle allerdings in die Zuständigkeit der einzelnen Ressorts, heißt es dort auf APA-Anfrage. Über zusammengeführte Zahlen verfüge man nicht. Für den eigenen Bereich gehe man davon aus, "dass wir 25 Prozent im Jahr 2023 erreichen".
Informationen zu den Quoten liegen offenbar auch in anderen Ressorts nicht vor: Zwar wird durchgehend das Bekenntnis zu nachhaltiger Ernährung betont, konkrete Zahlen wurden von den seitens der APA befragten Ministerien jedoch kaum genannt. Das Bildungsministerium etwa weist darauf hin, dass die Führung von Schulbuffets durch externe Betreiber erfolge. Die Österreichische Mensen-Betriebsgesellschaft (ÖBMG), die in die Zuständigkeit des Ministeriums fällt, habe im Rahmen des "Klimatellers" den Anteil von veganen und vegetarischen Speisen jedenfalls auf 40 Prozent gesteigert.
Ähnlich das Verteidigungsressort, dem die Versorgung des Bundesheers obliegt. Durch die Einführung des "Klimatellers" sei der Bio-Anteil dort deutlich erhöht worden, informierte das Ministerium ohne Angabe von Zahlen. Zu bedenken sei, dass man Bio-Qualität nicht immer und überall umsetzen könne, da der Markt nicht immer die erforderlichen Mengen zur Verfügung stelle.
Vage Angaben zu Bio-Beschaffung
Auch dem Justizministerium liegen anscheinend keine umfassenden Daten für den eigenen Bereich vor. Immerhin: In der hauseigenen Kantine stammt der überwiegende Teil der beschafften Lebensmittel den Angaben zufolge aus ressourcenschonender Landwirtschaft bzw. Bio-Produktion. Außerdem betreibt die Justiz eigene Bauernhöfe, in denen auf artgerechte Tierhaltung Wert gelegt werde. Von dort werden die Kantinen des Ministeriums und mehrerer Justizanstalten beliefert.
Das Landwirtschaftsministerium, in dessen Zuständigkeit die Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen fallen, führte auf Anfrage ebenso keine konkreten Zahlen an. Die nachhaltige Lebensmittelbeschaffung sei bei den agrarischen Bildungseinrichtungen aber bereits "gelebte Praxis", zumal der Gutteil der verzehrten Produkte selbst angebaut und erzeugt werde. Das Ministerium erinnerte zudem an das Projekt "Österreich isst regional". Es soll öffentliche Auftraggeber dabei unterstützen, qualitativ hochwertige Lebensmittel anzukaufen. Koordiniert werde es von der Bundesbeschaffung GmbH (BBG).
Das Gesundheitsministerium verweist hinsichtlich der Verpflegung der Spitäler und Krankenanstalten auf die Zuständigkeit der Länder. Bezüglich der hauseigenen Lebensmittelbeschaffung sei man "stets bemüht", die größtmögliche Bio-Quote zu erreichen. Bei vergebenen Catering-Leistungen etwa liege der Bio-Anteil zwischen 50 und 60 Prozent.
(APA/Red.)