Nachbarländer wollen Souveränität respektieren
Die Außenminister von sechs Anrainerstaaten und Ägyptens erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme, sie wollten sich nicht in die Angelegenheiten des Irak einmischen. Sie betonten die Bedeutung eines vereinigten Irak und sicherten Bagdad ihre Unterstützung bei der für den Sommer geplanten Machtübernahme zu.
Die Außenminister verurteilten die Terroranschläge im Irak. Die Attentäter müssten ermittelt und bestraft werden, hieß es in der Stellungnahme. Gleichzeitig wurden die Besatzungsbehörden und die Vereinten Nationen aufgefordert, ihren Verpflichtungen während der Übergangszeit nachzukommen. So müsste die UNO die Vorbereitungen für einen Rückzug der Besatzungstruppen treffen und ihren Rat und ihre technische Expertise bei der Ausarbeitung der künftigen Verfassung sowie bei der Vorbereitung von Wahlen anbieten.
Der irakische Außenminister Hoshjar Sebari hatte am Samstag die Entschlossenheit des Irak zur Einheit des Landes bekräftigt. Das Land werde seinen Nachbarn alle nur erdenklichen Garantien anbieten, um die guten Beziehungen zu erhalten, sagte der Minister laut einem an Journalisten verteilten Redemanuskript. Das irakische Volk werde seine eigene politische Wahl ohne Einfluss von außen treffen. Mit seiner Rede versuchte Sebari Besorgnisse der Nachbarstaaten zu zerstreuen, der Irak könnte im Zuge der politischen Neuordnung entlang der ethnischen Grenzen geteilt werden.
Der ägyptische Außenminister Ahmed Maher erklärte, die arabischen Staaten wollten den Irak nach Kräften unterstützen. Dabei gehe es nicht nur um moralische Unterstützung, sondern auch um materielle Hilfe beim Wiederaufbau des Landes. An der Konferenz nahmen neben dem Irak Ägypten, Jordanien, Saudiarabien, der Iran, die Türkei, Syrien und Kuwait teil. Die Gruppe hatte sich bereits vier Mal ohne den Irak getroffen, um über die künftige Entwicklung der Region nach dem Irak-Krieg zu beraten.
Indessen reißen die Angriffe gegen die Besatzungstruppen im Irak nicht ab. Am Sonntag wurden zwei amerikanische Militärkonvois in Bagdad angegriffen. Nach einem Bombenanschlag im Westen der Hauptstadt eröffneten US-Soldaten das Feuer und töteten einen Iraker. Sechs Menschen wurden verletzt. Weniger als einen Kilometer entfernt schossen Angreifer auf einen weiteren Konvoi. Augenzeugen zufolge wurden drei Personen verletzt, eines der Fahrzeuge geriet in Brand. Der brennende Wagen war mit Einschusslöchern übersät. Der Konvoi bestand aus einem militärischen und zwei zivilen Geländewagen.
Wie das US-Militär mitteilte, wurde das Erdloch, in dem sich Saddam Hussein bis zu seiner Ergreifung am 13. Dezember vergangenen Jahres aufhielt, von US-Truppen mit einer Betonplatte abgedeckt. Das 150 Kilo schwere Bauteil sei am 4. Februar über den Eingang zum Saddam-Versteck bei Tikrit gelegt worden, um den Besuchsverkehr einzuschränken”, sagte ein Sprecher des US-Militärs. Es handle sich lediglich um eine provisorische Lösung”, fügte er hinzu.
Saddam befindet sich derzeit in US-Gefangenschaft an einem nicht spezifizierten Ort im Irak. Das Pentagon betrachtet ihn als Kriegsgefangenen. Wie am Samstag bekannt wurde, soll er demnächst erstmals vom Roten Kreuz besucht werden. US-Militärs in Tikrit hatten mehrfach vorgeschlagen, sein Versteck bei Tikrit zu zerstören, um zu verhindern, dass der Schauplatz zum Wallfahrtsort für Saddam-Anhänger wird. Das US-Militärkommando in Bagdad stimmte aber offensichtlich nur einer zeitweiligen Lösung in Form einer Abdeckung zu.