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Brand-Falle: Fünf Teenager bei "Escape-Game" in Polen gestorben

Am Freitag waren bei einem Brand fünf Teenager ums Leben gekommen
Am Freitag waren bei einem Brand fünf Teenager ums Leben gekommen ©APA (AFP)
Ein Feuer bei einem Abenteuerspiel in einem verschlossenen Raum ist für fünf Mädchen in Polen zu einer tödlichen Falle geworden.

Bei dem “Escape-Game” hatten die 15-Jährigen keine Chance zu entkommen, als in dem Gebäude in Koszalin im Norden des Landes ein Brand ausbrach. Das berichtete die Agentur PAP nach dem Unglück vom Freitagabend unter Berufung auf die Einsatzkräfte.

Die Kinder hätten in dem “Escape-Room” gemeinsam den Geburtstag eines der Mädchen gefeiert, sagte Polens Innenminister Joachim Brudzinski im Sender TVN24. Die Familien der Toten erhielten psychologische Hilfe. Ein 25-jähriger Mitarbeiter erlitt schwere Verbrennungen und kam in eine Spezialklinik. Der Küstenort Koszalin (Köslin) liegt an der Ostsee etwa auf halbem Weg zwischen Stettin (Szczecin) und Danzig (Gdansk).

Bei einem Escape-Game (Fluchtspiel) versucht eine Gruppe, aus einem abgeschlossenen Raum zu entkommen. Sie muss dafür unter Zeitdruck bestimmte Rätsel und Aufgaben lösen. Escape-Games haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Ländern zu einem Trend entwickelt. Beliebt ist das Spiel bei Familienfeiern und Junggesellenabschieden.

Dramatische Szenen

Die Einsatzkräfte schilderten dramatische Szenen. “Die Feuerwehrleute mussten spezielle Ausrüstung und viel Körperkraft aufwenden, um ins Innere zu gelangen”, sagte ein Sprecher dem Sender TVN24. Die Fenster seien verschlossen und verriegelt gewesen. Beim Eintreffen der Rettungsdienste sei das Haus bereits in Flammen gestanden.

Das Feuer sei im Vorzimmer ausgebrochen, teilte die Staatsanwaltschaft laut PAP mit. Den Teenagern sei damit der einzige Fluchtweg versperrt gewesen. Nach ersten Erkenntnissen war Gas aus einem Behälter entwichen und hatte sich entzündet. An Ort und Stelle wurden vier gasbetriebene Heizgeräte sichergestellt.

Laut der Obduktion starben alle Opfer an einer Vergiftung durch das Rauchgas Kohlenmonoxid. Es entsteht bei fast allen Wohnungsbränden in großen Mengen. Der Besitzer des Unglücksbetrieb wurde festgenommen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen 28-jährigen Mann, der nicht vorbestraft sei. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen.

Weitreichende Konsequenzen angekündigt

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sprach von einer beispiellosen Tragödie und kündigte weitreichende Konsequenzen an. Die ersten Escape-Game-Angebote seien von den Behörden geschlossen worden, sagte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) am Sonntag auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.

Die sofort eingeleiteten landesweiten Kontrollen der rund 1.100 Escape-Räume in Polen ergaben ein negatives Bild: Von 178 bereits kontrollierten Geschäften erfüllten laut der Polizei 129 die Brandschutz-Vorschriften nicht. “Die strafrechtlichen Sanktionen müssen sehr streng sein”, forderte Innenminister Brudzinski.

Die Regierung kündigte zudem an, gefährliche Gasöfen aus dem Verkehr ziehen zu lassen. Erwägt wird auch eine Pflicht, spezielle Sensoren für Kohlenmonoxid zu installieren. Unterdessen wurde bekannt, dass Escape-Räume in Polen bisher keinen besonderen Auflagen unterliegen.

Zahlreiche Mängel festgestellt

Bei einer ersten Begehung des Unglücksgebäudes in Koszalin wurden zahlreiche Mängel festgestellt. “Es war nicht genug Platz für diese Leute in diesem Raum”, sagte der oberste Feuerwehrmann Polens, Leszek Suski, laut PAP. Dieser sei nur etwa sieben Quadratmeter groß gewesen. Heizgeräte hätten zu nahe an brennbaren Materialien gestanden. Zudem seien Kerzen gefunden worden. Die Elektroinstallation sei provisorisch gewesen.

Der polnische Präsident Andrzej Duda sprach auf Twitter von einer “verheerenden Tragödie”. Der Bürgermeister von Koszalin, Piotr Jedlinski, erklärte den Sonntag zu einem Trauertag. Der Umzug der Heiligen Drei Könige wurde abgesagt. Koszalin in der Woiwodschaft Westpommern hat knapp über 100.000 Einwohner.

(APA/dpa)

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