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Nach Terror: "Zurück zum Alltag"

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„Zurück zum Alltag“, und das so schnell wie möglich: Das empfiehlt der Terrorexperte Robert Sturm nach den vereitelten Attacken auf Flugzeuge in Großbritannien.

Seine Begründung: „Das ist unbedingt notwendig, damit diese Leute nicht die verhinderten Anschläge im Endeffekt doch noch als gelungene Terrorakte feiern können“, sagte der als Sicherheitsexperte für das Risikomanagement-Unternehmen MIG (Merchant International Group) tätige frühere Chefinspektor der Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus (EBT) am Freitag im Gespräch mit der APA.

Die Folgekosten seien bereits jetzt „so groß, dass die verhinderte Attacke als Anschlag zu werten ist“, sagte Sturm. Quantifizieren lasse sich der volkswirtschaftliche Schaden zwar noch nicht. Aber „einen Tag den Flughafen London Heathrow zusperren, ist so, als würde man eine kleine Fabrik in die Luft sprengen“. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass die Auswirkungen weit über Großbritannien hinausgehen.

Über die Hintergründe des aufgeflogenen Komplotts wisse man noch sehr wenig, erklärte Sturm. Vermutlich gebe es nicht unmittelbar einen Zusammenhang mit den Ereignissen im Libanon, aber möglicherweise seien die Kämpfe dort eine „Zündung“ für die Aktivitäten der Terroristen in Großbritannien. „Bemerkenswert ist, dass sich trotz der enormen Sicherheitsvorkehrungen in Großbritannien eine Gruppe so weit bringen lässt, solche verheerenden Anschläge fast bis zur Ausführung zu bringen“, meinte der Experte. Es sei weiterhin Vorsicht geboten: „Das kann natürlich auch ein Signal für andere Gruppen sein.“

Für Österreich sieht Sturm dennoch keine erhöhte Bedrohung: „Wir sind nicht akut gefährdet“, sagte er und verwies auf umfangreiche polizeiliche Maßnahmen. Wachsamkeit sei natürlich geboten, aber: „Die Situation hat sich für Österreich nicht verschlechtert.“

Für die nächste Zeit sei die Evaluierung der Anti-Terrormaßnahmen geboten, erklärte Sturm. Nach solchen Vorfällen müsse man immer wieder die Konzepte auf ihre Sinnhaftigkeit überprüfen. Die Frage sei: „Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, solche Anschläge zu vereiteln?“, formulierte es der Terrorexperte. Das Verbot von Handgepäck sei eine Sofortmaßnahme. „Jetzt muss man schauen, ob es wirklich notwendig ist auf längere Sicht.“

Um die Entstehung weiterer Terrorzellen zu verhindern, beziehungsweise den Zulauf zu solchen Organisationen zu unterbinden, ist es Sturm zufolge nötig, die ideologischen Köpfe – den Kern der Extremisten – unter Kontrolle zu bringen. „Das ist wie im Krieg: Der Soldat ist nicht schuld.“ Das lasse sich auch auf die eigentlichen Terroristen umlegen – es gehe um die führenden Köpfe. Eine Methode dabei ist laut Sturm der in Österreich praktizierte Weg: „Es muss der Dialog mit den Glaubensgemeinschaften gefunden werden.“

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