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Nach Mord: Angst unter tschetschenischen Flüchtlingen groß

"Nach dem Mord ist die Angst so groß, dass man sich gar nicht darüber reden traut", beschreibt Claudia Amsz, Leiterin eines Flüchtlingsheims der Caritas in Wien, die Stimmung unter den tschetschenischen Flüchtlingen nach der Bluttat an Landsmann Umar I. "Man möchte eigentlich wenig damit zu tun haben", meinte sie im Gespräch mit der APA.

“Sie haben ihr Land wegen solcher Taten verlassen und werden jetzt wieder damit konfrontiert”, sagte Amsz. Das macht Angst. Die Flüchtlinge haben zwei Kriege hinter sich und sind sehr traumatisiert. Tschetschenen sind mit anderen nicht vergleichbar. Sie haben schwere Vergewaltigungen, Folter oder Verschleppungen erlebt.

Ein “Alias”-Name, dem sich auch der nach dem Mord festgenommene tschetschenische Asylwerber Otto Kaltenbrunner bediente, sei unter Flüchtlingen nichts Spezielles. Das komme beispielsweise auch bei Afghanen vor.

Dass vonseiten der Betreuung die Polizei verständigt werden muss, weil sich ein Flüchtling – wie im Fall des Getöteten Umar I. – bedroht fühlte, komme nicht oft vor. “Wir hatten das bei uns noch gar nicht. Aber die Leute bitten uns öfter, dass sie nicht mit ihrem wirklichen Namen genannt werden wollen”, sagte die Heimleiterin.

Auch über politische Hintergründe spricht man nicht gern. Wer wo für wen gekämpft hat, ist ungern Thema unter den Asylwerbern. “Es könnten Sympathisanten im Haus sein, drum will man nicht darüber reden”, sagte Amsz.

Die größte Sorge der Flüchtlinge in Österreich ist aber, kein Asyl zu bekommen und zurückgeschickt zu werden. Sie fragen, was passieren kann, wie lange es noch dauert und haben Angst vor der Entscheidung, erzählte die Betreuerin. Ein Verfahren dauert im Schnitt fünf Jahre. Natürlich spiele Wehmut mit, wenn man die Heimat verlassen müsse. Die Asylwerber sind aber “hier, um damit abzuschließen”, sagte Amsz.

 

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