Nach Fahrerflucht: Red-Bull-Erbe untergetaucht

Ein Enkel von Yoovidhya ist allerdings seit Jahren auf der Flucht vor der Justiz, weil er einen Polizisten getötet haben soll.
Es ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte: Während einer Reise nach Thailand entdeckte Dietrich Mateschitz 1982 den Energydrink "Krating Daeng" (dt. „roter Stier“), der von Chaleo Yoovidhyas Firma "T. C. Pharmaceuticals" produziert wurde.
Ein Milliardenimperium
Mateschitz erwarb die Lizenzrechte an der Marke und gründete 1984 mit Yoovidhya, der 2012 verstarb, die Red Bull GmbH. Mittlerweile ist die Firma ein Weltkonzern: 2021 wurden über 9,8 Milliarden Dosen des Energydrinks verkauft, was ihn zum meistverkauften Energydrink der Welt macht. Zudem sponsert RedBull Sportler von der Formel 1 bis zum Fußball.
"Krating Daeng" heißt übrigens wie "Red Bull" übersetzt "roter Stier". Und auch das Design des Logos sieht dem von "Red Bull" zum Verwechseln ähnlich.
Nach dem Tod von Mateschitz geht es nun um die Verteilung des Millardenerbes und die Nachfolge eines Weltimperius mit 13 000 Mitarbeitern. Er hinterlässt seine Lebensgefährtin Marion Feichtner (39) und seinen Sohn Mark (29).
Fahrerflucht mit tödlichen Folgen
Nun flammt allerdings ein Skandal aus Thailand neu auf. Die Vorwürfe sind schwer: Fahrlässige Tötung und Fahrerflucht. Vorayuth Yoovidhya (40), Sohn von einem der elf Kinder von Chaleo Yoovidhya und damit Erbe des Milliardenimperiums, ist auf der Flucht vor der Justiz.

Als Yoovidhya-Erbe ist Vorayuth steinreich: Das Vermögen der Yoovidhyas wird auf etwa 7,8 Milliarden US-Dollar geschätzt, was sie zu einer der reichsten Familie Thailands macht.
Der Enkel des thailändischen Firmengründers raste bereits 2012 in seinem Ferrari mit hoher Geschwindigkeit durch Bangkok Downtown und traf dabei einen Polizisten. Der damals 30-Jährige soll die Leiche nach dem Aufprall noch hundert Meter mitgeschleift haben, bevor er Fahrerflucht beging. Die Polizei, die der Ölspur des entsprechend beschädigten Ferraris folgte, fand das Tatfahrzeug schließlich in der Garage des Yoovidhya-Clans.
Wegen des Familienvermögens schien der superreiche Erbe allerdings für die Justiz unantastbar zu sein. Fünf Jahre lang drückte er sich davor, vor Gericht zu erscheinen und ließ sich von seinen Anwälten entschuldigen, die behaupteten, er wäre krank oder geschäftlich im Ausland. Stattdessen reiste
Vorayuth Yoovidhya um die Welt und lebte weiter in Saus und Braus: Es tauchten immer wieder Fotos von ihm in London, bei F1-Rennen, in Discos, beim Skifahren oder in Luxusresorts auf.

Verschwundenes Anklagematerial
Allerdings steht nicht nur Yoovidhyas Flucht einer gerechten Verurteilung im Weg. Eine Blutprobe hatte eigentlich belegt, dass der damals 30-Jährige in der Tatnacht Kokain konsumiert hatte. Das entsprechende Anklagematerial ist jedoch aus den Akten verschwunden, laut den verantwortlichen Ermittlern auf Anordnung von Vorgesetzten. Außerdem verjähren die Anklagepunkte langsam.

Spurlos verschwunden
2017, fünf Jahre nach der Tat, floh Vorayuth im Privatjet aus Thailand und ist seitdem untergetaucht. Die Thailändischen Behörden lie´ßen die noch verbliebenen Anklagepunkte schließlich 2020 fallen, was zu einem Aufschrei in der Bevölkerung führte. Es gab eine Boykottkampagne gegen Red Bull, die sogar der Premierminister unterstützte. Zudem sorgte er für eine Überprüfung der Ermittlungen. Diese kam zum Schluss, dass alle Ermittlungen "kompromittiert" gewesen seien.

Neue Anklagen
Schließlich wurden neue Anklagen angekündigt. Im September 2020 erließ Interpol eine Red Notice für seine Festnahme. Dabei handelt es sich um ein Ersuchen, den Aufenthaltsort einer Person zu ermitteln und sie vorläufig festzunehmen.
Im März 2021 kursierten Gerüchte, dass sich der Red Bull-Erbe in Frankreich aufhalte, ein angeblich ausgestelltes und unbenutztes Visum führte nach Österreich, aber Yoovidhya blieb verschwunden.
Im August diesen Jahres verjährte außerdem die Anklage wegen Kokainkonsums. Die Justiz kann ihn nun nur noch wegen rücksichtslosem Fahren mit Todesfolge anklagen, worauf maximal zehn Jahre Haft stehen. Diese Anklage ist bis 2027 gültig, doch in Thailand glaubt niemand daran, dass Vorayuth Yoovidhya wirklich jemals vor Gericht gestellt, geschweige denn verurteilt wird.
(VOL.AT)