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Nach Busunglück in der Schweiz: Belgische Zeitungen geschockt

Ein ganzes Land steht unter Schock
Ein ganzes Land steht unter Schock ©AP
Die Kommentatoren in den belgischen Zeitungen reagieren mit Entsetzen, Schock und der Frage nach dem "Warum?" auf den Busunfall in der Schweiz mit 28 Toten und 24 Verletzten. Unzählige Sonderseiten waren in den Donnerstagsausgaben dem tragischen Unglück gewidmet.

Brüssel. Für einmal gibt es keine Gräben zwischen den Sprachregionen. Auch wenn die Kinder alle im flämischen Teil Belgiens zur Schule gingen, ist die Bestürzung im ganzen Land gewaltig, was sich in den Kommentaren der Zeitungen und ihrer oft mit Trauerrand umgebenen Berichterstattung widerspiegelt.

“Warum mein Kind”

“An diesem schwarzen Mittwoch war nichts mehr wichtig. Träume und Ambitionen wurden in 22 kleinen Särgen verpackt”, schreibt der Editorialist der flämischen Zeitung “De Morgen”. Im Kommentar hält der Nachrichtenchef der Zeitung fest, dass es “keine befriedigende Antwort gibt, um auf diese Frage zu antworten: Warum mein Kind?”.

Die “Derniere Heure” schreibt: “Belgien weint um seine Kinder”. Auf 14 Seiten berichtet die französischsprachige Zeitung über das Drama.

“Schockzustand” titelt “Le Soir”. Die Kommentatorin bezieht sich auf die fröhlichen Blog-Nachrichten der später verunfallten Kinder: “Wir haben alle einmal auf solche guten Nachrichten gewartet, nachdem unsere Kinder für eine Reise in den Bus oder den Zug gestiegen sind.” Genau so hätten “wir alle die Nachricht gefürchtet, welche die Eltern der 22 toten Kinder erhalten haben”.

“Unermesslicher Schmerz”

Von einem “unermesslichen Schmerz” schreibt das flämische “Het Nieuwsblad” und veröffentlicht die Fotos der 28 Toten und der 24 verletzten Kinder auf der Frontseite. Die Kommentatorin hält fest, dass die Welt nicht plötzlich unsicherer geworden sei. Aber “plötzlich schlägt das Schicksal zu. Manchmal können wir niemandem die Schuld geben, manchmal bleibt nur die Hilflosigkeit.”

Auf der Frontseite der Tageszeitung “De Standaard” prangt das Bild des Tunneleingangs, in dem sich der Unfall ereignet hat. Die Bildlegende lautet: “Siders, 13. März 2012 – 28 Tote, 24 Verletzte”. Der Kommentator schreibt vom “schlimmsten Albtraum”, den es geben könne. Denn “wir wurden dort getroffen, wo wir am verletzlichsten sind: bei unseren Kindern”.

“Momente enormer Trauer”

Nicht als einzige Zeitung hebt “De Standard” den nationalen Charakter der Tragödie hervor, welche den normalen Tagesablauf stoppt. Solche Momente seien kurz, “aber lang genug, um zu fühlen, was wirklich wichtig ist im Leben”. Die flämische “Gazet van Antwerpen” hält fest, dies seien Momente enormer Trauer, aber auch von Solidarität.

Von “nationaler Trauer” schreiben auch mehrere französischsprachige Zeitungen, so “La Libre” und “L’Avenir”. “Gestern waren wir alle Eltern dieser kleinen Opfer, deren Leben in einem Schweizer Tunnel zerstört wurde”, heißt es im Kommentar von “L’Avenir”.

“Unvorstellbarste aller Katastrophen”

Die französischsprachige Wirtschaftszeitung “L’Echo” zieht im Zusammenhang mit dem Unfall eine Bilanz der ersten hundert Tage des neuen belgischen Premiers, Elio Di Rupo. Dem Premier sei in diesen ersten hundert Tagen keine Schonfrist gegönnt gewesen. Zuerst ein Sparpaket, dass es so noch nie gegeben hat, dann der Amoklauf in Lüttich, der im Dezember sechs Tote gefordert hatte. Im Jänner folgten der erste Generalstreik seit zwanzig Jahren sowie Umfragen, welche eine weitere Stärkung der flämischen Nationalisten andeuten. Und “jetzt, die unvorstellbarste aller Katastrophen”, schließt die Aufzählung mit dem Busdrama im Wallis.

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