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N: Museum zwei Tage nach Raub wieder geöffnet

Zwei Tage nach dem spektakulären Raub ist das Edvard-Munch-Museum in Oslo wieder geöffnet worden. Die leeren Flächen an den Wänden erinnerten die Besucher daran, wo die gestohlenen Bilder des norwegischen Malers Munch gehangen hatten.

Die Polizei will nach Angaben eines Sprechers vom Dienstag auch Vermutungen nachgehen, der Kunstraub sei lediglich verübt worden, um die Fahnder von einem Banküberfall in Stavanger abzulenken, bei dem ein unbewaffneter Polizist erschossen worden war, hieß es.

Norwegisches Magazin setzt 12.000 Euro Prämie aus

Das norwegische Magazin „Se og Hoer“ hat am Dienstag eine Prämie in der Höhe von 100.000 norwegischen Kronen (12.104 Euro) für Hinweise, die zur Rückgabe der beiden geraubten Munch-Gemälde führen, ausgesetzt. „Wir wollen, dass die beiden Bilder intakt an das Munch-Museum zurückgegeben werden“, hat der Chefredakteur des auf Mode und das Leben der Stars spezialisierten Magazins, Odd Johan Nelvik, in der Dienstags-Ausgabe geschrieben.

„Ich hoffe, dass die Prämie dazu führt, dass ’Se og Hoer’ oder die Polizei Informationen über den Ort erhalten, an dem sich die Gemälde befinden“, sagte Nelvik. Die beiden am Sonntag geraubten Werke „Der Schrei“ und „Madonna“ werden zusammen auf einen Wert von rund 100 Mio. Dollar geschätzt.

Internationale Pressestimmen zum Raub

“Wenn es um Kriminalität geht, zeigen Museen eine überraschend flache Lernkurve”, heißt es in der “Times” (London) nach dem Raub in Oslo. “Sie sind die Bastionen geistiger Erleuchtung, Fackelträger der Ästhetik, unsere Inspiration. Aber sie weigern sich, eine einfache Lektion zu lernen. Räuber rauben gerne Dinge, insbesondere teure Dinge. Und Kunst im Allgemeinen ist eine teure Sache.”

Die „Times“ bezeichnet es als „wirklich bemerkenswert, dass Museen in den vergangenen zehn Jahren nur wenig unternommen haben, um sich zu versichern, während die Kriminellen ihre Mittel aufgestockt haben.“ Die Londoner Zeitung befindet mit britischer Süffisanz: „Es gibt einen Grund, warum die Mona Lisa noch lächelt. Sie befindet sich hinter Panzerglas.“

Die spanische bürgerliche Zeitung „La Razon“ wirft den norwegischen Behörden in einem Kommentar mangelnde Sicherheitsvorkehrungen vor: „Norwegen hält sich mit gutem Grund für eines der ruhigsten Länder der Welt“, weswegen jedoch den Norwegern „die Sicherheitskultur deshalb völlig fremd“ scheine. „Aber es ist eins, einen bestimmten Lebensstil zu bewahren und etwas ganz anderes, die Verantwortung zu vernachlässigen, die sich aus dem Besitz von Kunstwerken wie den nun gestohlenen Munch-Bildern ergibt. Und wer sich die Bedingungen ansieht, unter denen die Bilder ausgestellt waren, kann nicht anders als von Leichtsinn zu sprechen.“

Sicherheitsvorkehrungen, die eigentlich abschreckend wirken sollen, können sich aber wie im vorliegenden Fall „auch in eine Art Einladung an potenzielle Räuber verwandeln. Denn die Beschreibung des Überfalls ist eine Geschichte der Unfähigkeit der Verantwortlichen. Für die Vorgänge kann es keine Rechtfertigung geben, vor allem da doch schon vor weniger als zehn Jahren die Räuber einer anderen Version von ’Der Schrei’ am Tatort eine Postkarte mit einem Dank für die laschen Sicherheitsvorkehrungen hinterließen.“

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) beschäftigt sich mit den Folgen des Raubes für den Kunstgenuss im Museum. „Was geschieht, wenn die Furcht vor Verlust oder Vernichtung das Handeln der Museen bestimmt, zeigen die in spiegelnden Glasschränken verwahrte und dem Betrachter völlig entrückte Mona Lisa im Louvre oder Michelangelos Pieta im Petersdom, die seit der Hammer-Attacke eines Geisteskranken nur noch von weitem durch eine zentimeterdicke Glaswand angeschaut werden kann.“

Selbst Lichtschranken, schwerbewaffnete Wärter und perfekte akustische Warnsysteme seien von Diebesbanden überwunden worden. „Absolute Sicherheit gibt es nie. Und Sicherheit, die das Kunstwerk seinem eigentlichen Zweck, dem der störungsfreien Darbietung, entzieht, ist ein zu hoher Preis. Vielleicht müssen wir Kunstraub als unausweichlichen Tribut an die Wertschätzung unserer Kunst ertragen, die sich eben auch in schwindelerregend hohen Werteinschätzungen ausdrückt.“

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