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Mysteriöses Flugzeugunglück: Was könnte passiert sein?

Ursachenforschung beschäftigt die Behörden
Ursachenforschung beschäftigt die Behörden ©AP
Unglück oder Terroranschlag: Nach dem mysteriösen Verschwinden einer Boeing 777 in Südostasien ermitteln Fahnder mit Hochdruck in alle Richtungen. Nach Radaraufnahmen könnte das Flugzeug mit 239 Menschen an Bord kurz vor ihrem Verschwinden umgedreht sein, wie Ermittler am Sonntag in Kuala Lumpur berichteten.
Rätsel um verschollene Boeing
239 Passagiere verschollen
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Als "MH370" vom Radar verschwand

Das erschwert die Suche, da Rettungskräfte nun einen viel größeres Radius nach dem Flugzeug absuchen müssen. Gleichzeitig gingen Fahnder Hinweisen auf einen möglichen Terroranschlag nach. Mindestens zwei Menschen sollen mit gestohlenen Pässen unterwegs gewesen sein. Angehörige der überwiegend chinesischen Fluggäste warteten in Peking verzweifelt auf Neuigkeiten zum Schicksal der Passagiere.

Die Radarhinweise zur Umkehr der Maschine überraschten, weil der erfahrene Pilot nach bisherigen Erkenntnissen vor dem Verschwinden keine Probleme an Bord meldete. Er sendete auch kein Notsignal aus.
radar599
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Der Kontakt zu der Boeing 777-200 der Malaysia Airlines war Samstagfrüh zwei Stunden nach dem Start in Kuala Lumpur abgebrochen. Sollte die Maschine abgestürzt sein und es keine Überlebenden geben, wäre es eines der schwersten Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre.

Video: Flugzeug verschwindet vom Radar

Rätsel um österreichischen Pass

An Bord waren überwiegend chinesische Reisende. Deren Angehörige wollte die Fluggesellschaft zu Wochenbeginn nach Kuala Lumpur fliegen. Die Fahnder ermittelten in alle Richtungen: Auch ein Terroranschlag werde nicht ausgeschlossen, sagte der Chef der malaysischen Behörde für Zivilluftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman, auf einer Pressekonferenz in Kuala Lumpur.

Der Verdacht kam auf, weil offenbar mindestens zwei Passagiere ihre Flugtickets mit gestohlenen Pässen kauften. Ein Italiener und ein Österreicher, deren Namen auf der Passagierliste standen, meldeten sich in ihren Heimatländern und berichteten, dass ihnen Pässe vor ein bzw. rund zwei Jahren in Thailand gestohlen worden waren. Die Tickets auf ihre Namen wurden zusammen erworben, wie der Sender CNN berichtete. Sie sollen über die chinesische Fluggesellschaft Southern Airlines gekauft worden sein. Das Unternehmen äußerte sich auf Anfrage dazu nicht.

Identitäten werfen Fragen auf

Die Identität weiterer europäischer Passagiere werfe Fragen auf, sagte Malaysias Transportminister Hishammuddin Hussein. “Wir überprüfen die gesamte Passagierliste”, sagte er bei einer Pressekonferenz in Kuala Lumpur.

Weitere Details lassen den Flug MH370 mysteriös erscheinen. Behördenchef Rahman sagte, dass fünf Passagiere zwar eingecheckt waren, aber nicht auftauchten. Ihr Gepäck sei vor dem Abflug aus der Maschine entfernt worden. Ob unter ihnen jene Fluggäste waren, die mit den gestohlenen Pässen des Italieners und Österreichers Tickets gekauft hatten, war unklar.

Was könnte passiert sein?

Das spurlose Verschwinden von Flug MH370 in Südostasien gibt Rätsel auf. Einen Tag nach Abbruch des Funkkontakts tappten die Ermittler am Sonntag völlig im Dunkeln. Die Maschine war zwei Stunden nach dem Start eigentlich in der sichersten Phase eines Flugs: auf der Reisehöhe von rund 10.000 Metern, Stunden nach dem Start und Stunden vor der Landung, wenn die Piloten auf Autopilot schalten.

Könnte es einen katastrophalen Ausfall der Bordinstrumente gegeben haben?

Technische Ausfälle können fatale Folgen haben. SilkAir-Flug 185 stürzte 1997 auf dem Weg von Jakarta nach Singapur auf der indonesischen Insel Sumatra ab, ohne dass die Piloten Warnzeichen gaben. 104 Menschen starben. Ein Gericht machte später ein fehlerhaftes Ventil dafür verantwortlich, dass das Seitenruder kontrollierte. Flugexperten sagen aber, bei Flug MH370 mit einer Boeing 777-200 hätten Bordcomputer automatisch Alarmsignale gegeben, die die Bodenkontrolle aufgefangen hätte.

Ist ein Pilotenfehler möglich?

Gerät ein Flugzeug in Not, müssen Piloten binnen Minuten schwierige Entscheidungen treffen. Fehler sind in einer Stresssituation möglich. Bei Air-France-Flug 447, der nach dem Start in Brasilien 2009 in den Atlantik stürzte, wurden technische Probleme und Pilotenfehler festgestellt. Ein Bordsensor lieferte falsche Daten, die Piloten reagierten falsch. Doch damals übermittelten Bordcomputer vor dem Absturz Warnsignale an die Bodenkontrolle. Bei Flug MH370 wurden keine Signale aufgefangen.

Können ein Blitz oder Vogelschlag verantwortlich sein?

Nach Angaben der Meteorologen herrschte zur Zeit des Verschwindens gutes Wetter. Vogelschlag hat Flugzeugtriebwerke zwar schon außer Gefecht gesetzt – etwa 2009 bei US Airways-Flug 1549 nach dem Start in New York. Der Pilot landete die Maschine im Fluss Hudson, alle 155 Menschen überlebten. Doch in einer Reisehöhe von 10.000 Metern sei Vogelschlag eher auszuschließen, sagen Experten.

Könnte der Pilot eine Katastrophe herbeigeführt haben?

Der Pilot kontrolliert die Maschine und könnte die Maschine absichtlich in Gefahr bringen. So geschah es nach Angaben der Ermittler bei Egypt-Air-Flug 990, der 1999 nach den Start in New York in den Atlantik stürzte. 217 Menschen kamen um. US-Ermittler sind überzeugt, dass der Erste Offizier den Autopiloten abstellte und die Maschine nach unten lenkte. Aber auch hier: Die Bodenkontrolle sah vor dem Absturz den automatisch generierten Alarm ungewöhnlicher Flugmanöver.

Bleibt die Möglichkeit eines Bombenanschlags?

Wenn es in der Luft zu einem unerwarteten und katastrophalen Zwischenfall wie einer Detonation kommt, kann die Maschine so plötzlich auseinandergerissen werden, dass keine Kommunikation mehr stattfindet. PanAm-Flug 103 stürzte vor Weihnachten 1988 über dem schottischen Ort Lockerbie ab. Ermittler wiesen dem libyschen Geheimdienst später einen Anschlag mit einer Bombe nach.

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