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Mutmaßlicher türkischer Linksterrorist Yusuf T. nach Deutschland ausgeliefert

Yusuf T. befindet sich in Deutschland in U-Haft.
Yusuf T. befindet sich in Deutschland in U-Haft. ©dpa (Symbolbild)
Im Juli ist der mutmaßliche türkische Linksterrorist Yusuf T. in der Nähe von Wien festgenommen worden. Dem 39-Jährigen wird eine Mitgliedschaft in der linksextremistischen "Revolutionären Volksbefreiungspartei/-front" (DHKP-C) vorgeworfen. Am Mittwoch wurde er nach Deutschland ausgeliefert, bestätigt Christina Salzborn, Sprecherin des Wiener Landesgerichts für Strafsachen.
Türkischer Terrorist festgenommen
Festnahme von Yusuf T.

Özgür A., gegen den ebenfalls ein Auslieferungsverfahren wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in der DHKP-C läuft, befindet sich nach Angaben des Landesgerichts Wien hingegen weiterhin in der Justizanstalt Josefstadt. A. habe wie auch T. Beschwerde gegen die Auslieferung vor dem Oberlandesgericht Wien eingelegt. Im Fall von Yusuf T. habe das Gericht diese am 10. September abgelehnt, für die Verhandlung von A. gebe es noch keinen Termin, so Salzborn.

Mutmaßliche Terroristen im Sommer verhaftet

Beide Häftlinge traten Anfang August in den Hungerstreik, nahmen laut Gericht jedoch Wasser zu sich und standen unter ständiger medizinischer Beobachtung. Nachdem sich der Gesundheitszustand von Özgür A. zuletzt deutlich verschlechterte und er in die Krankenstation verlegt werden musste, beendete er am Freitag ebenso wie T. seinen Hungerstreik, teilte sein Anwalt Clemens Lahner mit.

T. und A. waren unabhängig voneinander im Juni und Juli von der Antiterror-Einheit “Cobra” festgenommen worden. Beide werden von der deutschen Generalbundesanwaltschaft mit einem Haftbefehl gesucht. Gegen Yusuf T. besteht nach Angaben der deutschen Justiz der “dringende Tatverdacht”, als “hochrangiger Führungskader” der DHKP-C tätig gewesen zu sein und sich insbesondere um die Beschaffung finanzieller Mittel und ihre Weiterleitung an die Führung der Vereinigung gekümmert zu haben.

Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen

Die Anatolische Föderation Österreich sowie Lahner erklären hingegen, T. und A. werde lediglich der Kartenverkauf für Konzerte der Gruppe “Grup Yorum”, die Teilnahme an Ferienlagern sowie Solidarität mit politischen Gefangenen vorgeworfen. Marcus Köhler, Sprecher der Generalbundesanwaltschaft wollte dies gegenüber der APA nicht bestätigen. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Grup Yorum gilt als eine der bekanntesten türkischen Rock- und Protestbands, ideologisch steht sie dem Marxismus nahe. Da die türkischen Behörden sie als Teil der DHKP-C betrachten sind ihre Mitglieder immer wieder Verfolgung ausgesetzt, Alben der Gruppe wurden bereits mehrmals verboten. In Österreich trat Grup Yorum zuletzt beim Volksstimmenfest der KPÖ Ende August auf.

Über die DHKP-C

Die DHKP-C wurde im Jahr 1994 gegründet und wird für eine Vielzahl von Brand- und Sprengstoffanschlägen in der Türkei verantwortlich gemacht. Ihr Ziel ist die Errichtung eines marxistisch-leninistischen Staates. Seit dem Jahr 2001 setzte sie nach Angaben der deutschen Generalbundesanwaltschaft wiederholt auch Selbstmordattentäter ein. Der jüngste schwere Anschlag der Terrororganisation fand im Februar statt. Bei einem Sprengstoffanschlag auf die US-Botschaft in Ankara wurden der Attentäter selbst und ein Wachmann getötet sowie drei weitere Personen verletzt. (APA)

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