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Mutmaßliches Strauss-Kahn-Opfer bestreitet einvernehmlichen Sex

Das mutmaßliche Opfer des wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung inhaftierten IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn bestreitet, einvernehmlichen Sex mit dem Franzosen gehabt zu haben.
Franzosen glauben an Komplott
Zimmermädchen will aussagen
Die sechs Anklagepunkte
Richterin war gnadenlos
Diskussion über Nachfolger
IWF-Chef bleibt in U-Haft
Stichwort: Rikers Island
Bilder I: Aus dem Gerichtssaal
Bilder II: Strauss-Kahn abgeführt
Bilder III: In NY festgenommen
"Wussten von seiner Schwäche"

“Nichts war einvernehmlich bei dem, was in diesem Hotelzimmer passiert ist”, sagte ihr Anwalt Jeff Shapiro am Mittwoch dem TV-Sender NBC. Wenn die Jury die Aussage des Zimmermädchens höre, werde sie sehen, dass die Behauptungen über einvernehmlichen Sex “nicht wahr” sind.

StraussKahn soll das Zimmermädchen am Samstag in einem New Yorker Luxushotel sexuell angegriffen und zum Oralsex gezwungen haben. Eine Haftrichterin lehnte am Montag eine Freilassung auf Kaution ab. Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) befindet sich auf der Gefängnisinsel Rikers Island in Haft. Die New Yorker Ermittler legten sechs Anklagepunkte vor, darunter versuchte Vergewaltigung, Freiheitsberaubung sowie ein “krimineller sexueller Akt”, worunter im US-Strafrecht erzwungener Oral- oder Analverkehr fällt. Eine sogenannte Grand Jury muss nun bis zum nächsten Anhörungstermin am Freitag über eine formelle Anklage des 62-Jährigen entscheiden.

StraussKahn weist die Vorwürfe zurück, und seine Anwälte haben eine “energische” Verteidigung abgekündigt. Die “New York Post” hatte am Dienstag unter Berufung auf eine Quelle im Umfeld des IWF-Chefs berichtet, dass dieser bei seiner Verteidigung “einvernehmlichen” Sex mit dem mutmaßlichen Opfer einräumen könnte. StraussKahns Anwalt Ben Brafman hatte bei einer Anhörung gesagt, dass die Beweise “im Widerspruch zu einem erzwungenen Treffen” stehen würden, ohne allerdings den Punkt weiter auszuführen.

Strauss-Kahn im Gefängnis unter Beobachtung

IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn ist im Gefängnis rund um die Uhr unter Beobachtung. Um einen Selbstmord zu verhindern, schauen Wachleute alle 15 bis 30 Minuten in seine Zelle im New Yorker Gefängnis Rikers Island, wie die britische BBC am Mittwoch berichtete. Strauss-Kahn sitzt wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung in Untersuchungshaft.

Die Mehrheit der Franzosen sieht StraussKahn als Opfer eines Komplotts. 57 Prozent unterstützten in einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage die Vermutung, dass der Sozialist bewusst in die Sex-Affäre geführt wurde. Nur 32 Prozent waren anderer Meinung, elf Prozent äußerten sich nicht. Unter den Sozialisten bezeichneten sogar 70 Prozent DSK, wie er ein Frankreich genannt wird, als “Komplott-Opfer“. Trotz der Festnahme StraussKahns hat die Opposition in Frankreich einer Umfrage zufolge weiterhin gute Chancen auf einen Sieg bei der Präsidentenwahl. In der am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Instituts CSA erklärten 54 Prozent der Befragten, auch ohne ihren populären Kandidaten könnten die Sozialisten im nächsten Jahr den Elysee-Palast erobern.

Strauss-Kahn gerät immer mehr unter Druck

StraussKahn gerät unterdessen immer mehr unter Druck, sein Amt aufzugeben. Die USA – wichtigstes Geberland des Internationalen Währungsfonds (IWF) – rücken von ihm ab. Finanzminister Timothy Geithner forderte rasch eine Übergangslösung für die IWF-Führung. StraussKahn sei “offensichtlich nicht in der Lage”, den IWF zu lenken, sagte Geithner in New York.

StraussKahns mutmaßliches Opfer will in einem Prozess aussagen. Wenn die 32-Jährige aufgefordert werde, sei sie bereit, gegen den Franzosen in den Zeugenstand zu treten, sagte ihr Anwalt Jeffrey Shapiro am Dienstag (Ortszeit) dem US-Sender CNN. Die Angestellte eines Hotels arbeite schon jetzt mit Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen.

Der Bruder der Frau hält es für ausgeschlossen, dass seine Schwester dem IWF-Chef eine Falle stellen wollte. “Sie kannte ihn nicht. (…) Mein Schwester ist unfähig, sich eine solche Geschichte auszudenken. Sie ist praktizierende Muslimin und trägt Kopftuch”, sagte Blake Diallo (42) in einem Interview der französischen Tageszeitung “Le Parisien” (Mittwoch).

Seine Schwester habe keine Ahnung von Politik, sie wisse nicht einmal, wer Bürgermeister von New York sei. “Sie ist eine ehrenwerte und anständige Frau, die hart arbeitet, um ihre Tochter großzuziehen”, betonte Diallo, der nach Angaben der Zeitung ein Restaurant mit afrikanischer Küche im New Yorker Stadtteil Harlem betreibt. “Wenn sie nach Hause kommt, schaut sie afrikanische TV-Serien”, fugte er hinzu.

“Ihre Welt hat sich total auf den Kopf gestellt”, schilderte Anwalt Shapiro. “Sie hat große Angst um ihre Zukunft.” Die 32-Jährige ist laut CNN eine allein stehende Mutter, die vor ein paar Jahren aus dem westafrikanischen Guinea in die USA eingewandert sei. Nach Angaben Diallos hält sich seine Schwester “Nafi” Nafissatou derzeit unter Polizeischutz an einem geheimen Ort auf. “Sie weint viel”, sagte ihre Bruder. “Nafi” stehe noch immer unter Schock. Laut “Parisien” hat Nafissatou eine neunjährige Tochter, die Dana heißt. US-Medien hatten berichtet, die Tochter sei im Teenageralter.

Angebliches Opfer StraussKahns lebt in Aids-Heim

Nafissatou lebt nach Angaben der Boulevardzeitung “New York Post” in einem Haus für Aids-Kranke. Die aus Westafrika stammende Frau wohne seit Jänner in dem vierstöckigen Haus im Stadtteil Bronx, das ausschließlich an Menschen mit HIV/Aids vermietet werde, meldet die Zeitung am Mittwoch. Auch zuvor habe sie in einem Haus gelebt, dessen Wohnungen von einer Unterstützerorganisation “streng nur an Aids-Kranke” vermietet würden. Wegen der Vertraulichkeit ärztlicher Akten sei aber unklar, ob die 32-Jährige wirklich infiziert sei.

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