Die Duce-Enkelin Alessandra Mussolini verteidigt den italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi, der in einem Interview mit dem britischen Wochenmagazin „The Spectator“ versichert hatte, dass der faschistische Diktator Benito Mussolini wesentlich besser als der ehemalige irakische Führer Saddam Hussein gewesen sei. Mussolini hat wenigstens niemanden ermordet“, hatte Berlusconi erklärt und hitzige Reaktionen in Oppositionskreisen ausgelöst. „Ich hoffe, dass Berlusconi sein Interview nicht dementiert, weil er die Wahrheit gesagt hat. Man kann Saddam Hussein nicht mit meinem Großvater vergleichen“, so Alessandra Mussolini.
„Der irakische Diktator hat Millionen von Menschen vernichtet, mit Mussolini haben die Italiener am Anfang sogar eine Liebesgeschichte erlebt“, sagte die Abgeordnete der rechten Nationalallianz (AN), der zweitstärksten Regierungspartei in Italien). Angesichts der Massaker und Blutbäder der Geschichte sei das Exil, zu dem Mussolini viele seiner politischen Gegner verurteilt habe, wirklich ein Urlaub gewesen, wie es Berlusconi in seinem umstrittenen Interview behauptet hatte, sagte die Parlamentarierin. „Mussolini hat eine bestimmte politische Phase gekennzeichnet. Wir müssen die Vergangenheit mit Realismus betrachten“, so die 40-jährige Enkelin des faschistischen Diktators.
Auch andere Vertreter der postfaschistischen Nationalallianz verteidigten Berlusconi. „Die Opfer des faschistischen Regimes sind nur wenige Personen im Vergleich zu den 100 Millionen Toten, die der Kommunismus in Italien und in der Welt auf dem Gewissen hat“, meinte etwa der AN-Abgeordnete Antonio Serena. Die Nummer zwei der AN, Ignazio La Russa, attackierte die britischen Journalisten, die das Interview mit Berlusconi geführt hatte und die Frage mit dem Vergleich zwischen Mussolini und Saddam Hussein gestellt hatten. Die Frage sei einfach dumm gewesen, meinte La Russa.
Eine Woche nach dem scharfen Angriff auf die „geistesgestörten Richter“ nährt das umstrittene Interview des Regierungschefs mit dem britischen Wochenmagazin neue Turbulenzen in Rom. Die Tageszeitung „Voce di Rimini“ veröffentlichte den zweiten Teil des Interviews mit dem Wochenmagazin, in dem Berlusconi versicherte, dass die faschistische Diktatur in Italien „gutmütiger“ gewesen sei. „Mussolini hat niemanden ermordet. Mussolini schickte die Leute auf Zwangsurlaub“, betonte Berlusconi.
Die Worte des Ministerpräsidenten schockten die Opposition, die sich noch kaum von den Attacken des Ministerpräsidenten gegen die „geistesgestörten Richter“ erholt hatte. „Mussolini war ein Mörder, und Berlusconi beweist mit seinen Worten, dass er unwürdig ist, die italienische Demokratie zu vertreten“, betonten die Fraktionschefs der Oppositionsparteien im römischen Parlament in einer gemeinsamen Erklärung. Sie forderten Berlusconis Entschuldigung vor dem Land und dem Parlament. Ex-Gewerkschaftschef Sergio Cofferati betonte, Berlusconis provokative Aussagen seien ein Affront für das ganze Land. Der Spitzenpolitiker der Linksdemokraten (DS), Fabio Mussi, warnte, dass Berlusconi wegen „faschistischer Propaganda“ bestraft werden könnte.
Auf die Attacken der Opposition reagierte Berlusconi am Donnerstagabend mit einer Presseerklärung, die er am Rande einer Pressekonferenz mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak in Rom verlas. „Ich habe als Patriot , als echter Italiener, auf einen Vergleich zwischen Mussolini und Saddam Hussein reagiert, den ich nicht akzeptieren konnte“, betonte Berlusconi, der sich erneut zum Opfer einer Instrumentalisierung der Linken erklärte.