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Musik und Kulinarik: Das Open-Air-Debüt in der MetaStadt in Wien

Das Open-Air-Debüt ging gestern erfolgreich über die Bühne.
Das Open-Air-Debüt ging gestern erfolgreich über die Bühne. ©APA/Herbert Pfarrhofer (Themenbild)
Am Montag feierten rund 3.500 Besucher in der MetaStadt in Wien-Stadlau. Als Headliner traten The 1975 auf.

Mit den Schornsteinen musste man rechnen. Sie bildeten mit dem restlichen, durchaus ansehnlichen Fabriksgemäuern den optischen Rahmen für das Open-Air-Debüt in der MetaStadt in Wien-Stadlau. Aber Schnecken? Zu ihnen konnten die Musikfans greifen, sofern sie zwischen den Gigs von The 1975 oder Two Door Cinema Club Gusto auf Ungewöhnliches hatten. So oder so war es ein gelungener Abend.

Gekommen waren am Montag bei angenehm milden Temperaturen und einigen zwischendurch wahrnehmbaren Regentropfen gut 3.500 Besucher, wie der Veranstalter Arcadia Live mitteilte. Sie waren sozusagen die Premierenbesucher, für die es allerlei zu erkunden gab: Hatte man den nicht gerade kurzen Weg in die neue Konzertlocation (der liebevoll ausgeschildert war) hinter sich, gab es reichlich Sitzgelegenheiten zur Auswahl, kunstvolle Skulpturen zu bewundern und natürlich Reichhaltiges für Aug, Ohr - und Magen.

MetaStadt: Im Zentrum stand die Musik

Wem beim Gedanken an Schnecken nicht gleich das Wasser im Mund zusammenläuft, der konnte beim Nebenstand auf Krabbeltieren herumkauen. Oder vielleicht doch lieber beim Hashtagprinter das gerade gepostete Instagram-Foto ausdrucken und als haptisches Andenken mitnehmen? Schnell wurde deutlich, dass man sich hier viel Mühe gab, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, ohne dabei auf den klassischen Festivalcharakter zu verzichten. Insofern wurden Wraps, Burger und Bier natürlich ebenfalls gesichtet - und waren letztlich bei vielen wohl höher im Kurs, als so manch trendiges Angebot.

Aber im Zentrum stand ohnehin die Musik: Die kam zunächst von den Briten The Japanese House um Sängerin Amber Bain, die am Nachmittag ihre atmosphärisch-verträumten Songs zum Besten gaben. Erstmals wirklich getanzt wurde dann auf dem zwar gut gefüllten, aber doch nicht restlos ausgelasteten Gelände bei Two Door Cinema Club. Die Nordiren sind mittlerweile seid knapp zehn Jahren im Geschäft und haben kürzlich mit "False Alarm" ein dem aktuellen 80er-Hype entsprechendes Album mit allerlei Synthie-Klängen und Retrotouch veröffentlicht.

The 1975 als Headliner in der MetaStadt

So funktionierten neue Stücke wie "Dirty Air" oder "Satellite" durchaus, was auch an den reduzierten, aber ansprechenden Visuals lag. Wirklich Stimmung kam naturgemäß bei den Hits des live von zwei weiteren Kollegen unterstützten Trios auf: Früh gab es das markante "I Can Talk" mit der zackigen Gitarrenarbeit, zu "Undercover Martyn" wurden allerlei schnelle Tanzschritte eingelegt und "Something Good Can Work" war dann irgendwie die perfekte Sommernummer für diesen gar nicht so hochsommerlichen Abend.

Pfiff der Wind durch das Areal mit Industrie-Chic, konnte es nämlich durchaus frisch werden. Also lag es an The 1975 als Headliner, um dem vorwiegend jungen Publikum (das teils sogar vor dem Venue übernachtete, um die Stars aus der ersten Reihe bewundern zu können) einzuheizen. Dem kamen Sänger Matthew Healy und Konsorten ohne Umschweife nach, wobei man der aktuell enorm erfolgreichen Band schon sagen muss: So dreist auf unterschiedlichste Stile und Vorgänger zurückzugreifen, ist ganz schön frech.

Beispielsweise das Intro mit "Psycho Killer" von Talking Heads: Die legendäre US-Band mit ihrem kühl-kantigen New-Wave-Sound musste offenbar nicht nur einmal als Inspiration dienen, wie etwa "She's American" bewies. Ergänzt um eine oft auf Neonfarben setzende Lichtshow sowie zwei Tänzerinnen, lag es auch an Healys weitem Sakko und seinen schlaksigen Bewegungen, dass Assoziationen mit David Byrne und dem bahnbrechenden Talking-Heads-Livemitschnitt "Stop Making Sense" aufkamen. Nur: So hochwertig wie die Vorbilder sind The 1975 leider nur selten.

Festival in der MetaStadt geht weiter

Dennoch bewiesen die Briten mit allerlei Nummern vom aktuellen Album "A Brief Inquiry into Online Relationships", dem noch heuer ein Nachfolger verpasst wird, sowie einigen älteren Stücken, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht haben. In Sachen Publikumsanimation und großer Geste lief da schon vieles richtig gut, und Healy wusste sich als Frontman zum Angreifen, aber mit gleichzeitig hochnäsiger Attitüde zu inszenieren. Wenn er etwa vor "Love Me" auf das überbordende Vokabular der Popgeschichte verwies und fragte "Wie ernst nehme ich mich, und wie ernst nehmt ihr mich?", dann tropfte Kalkül aus jedem Wort.

Am zwingendsten gelang schließlich der Cloudrap zitierende Seitenhieb auf die Waffenvernarrtheit der USA mit "I Like America & America Likes Me", ein schräges, wildes und doch eingängiges Stück Popmusik, das man so erst mal hinbekommen muss. Nach gut eineinhalb Stunden war dann Schluss mit der ausfransenden 80er-Zeitreise, bei der von den Anhängern jeder Ton begierig aufgesogen wurde. Ein feiner Appetizer für das, was noch folgt: Am heutigen Dienstag etwa die jungen US-Rocker Greta van Fleet und am Donnerstag schließlich die große Technoparty mit Scooter.

(APA/Red)

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