AA

Musical "Der Besuch der alten Dame" feierte in Wien Premiere

Am Mittwoch feierte das Musical in Wien Premiere.
Am Mittwoch feierte das Musical in Wien Premiere. ©APA
Am Mittwochabend feierte das Musical "Der Besuch der alten Dame" im Wiener Ronacher Premiere. Viel Lob gab es für Hauptdarstellerin Pia Douwes, weniger für die Inszenierung.
Musical läuft ab Februar 2014
"Musical heißt nicht Happy End"
Der Besuch der alten Dame

So setzen Regisseur Andreas Gergen, hauptberuflich Operndirektor am Landestheater Salzburg, und sein Leading Team anfangs durchaus auf den satirischen, dunklen Impetus der Moralparabel von Friedrich Dürrenmatt, die als Vorlage diente.

“Der Besuch der alten Dame”

Auch in Wien kehrt die alte Milliardärin Claire Zachanassian (Douwes) nach Güllen, den Ort ihrer Jugend, zurück und bietet den verarmten Bewohnern zwei Milliarden – sollte ihr einstiger Geliebter Alfred Ill (Uwe Kröger) sterben. Nach anfänglicher Entrüstung beginnt die Saat der Gier in den Güllenern zu keimen, und zu Kill Ill ist es nicht mehr weit. Bis zur Pause blieb dieses Parabelspiel über Schuld und Sühne, Moral und Materialismus bei allem musicalkompatiblem Pomp spürbar, auch wenn die Figuren weniger Symbole sind als im Original, sondern psychologisch motiviert gezeigt werden.

Kritik an der Inszenierung

Leider wird dieser eingeschlagene Pfad nach der Pause jedoch verwischt. Offensichtlich im Bestreben, möglichst allen potenziellen Zuschauergruppen etwas zu bieten, mischt sich mit einem Mal ein Scherzterzett des Leibwächtertrios Toby, Loby und Roby mit Gags a la “Ich war der Superstar der Hypo-Alpe-Adria” ins Geschehen. Ein Passionsspiel der Bewohner kommt stilistisch in einer vollkommen aus dem Stückfluss fallenden Mischung aus “Sister Act” und “Natürlich blond” daher und die Rückblende auf das junge Liebespaar Claire und Alfred mit Kind wird im Klischeestil einer Margarinewerbung weich gezeichnet. Da scheint die Angst vor den subversiven Qualitäten Dürrenmatts zu groß gewesen zu sein.

Ein bombastisches Musical in Wien

Dabei ist “Der Besuch der alten Dame” rundum als bombastisches Musical gestaltet. Das Bühnenbild wechselt mittels Drehbühne flexibel zwischen verschiedenen Standorten, vom tristen Grau des verfallenden Güllens zunehmend zu Farbe und Neonlicht, wenn die Dorfbewohner auf Pump ihren Ort herrichten. Auch musikalisch setzen Michael Reed und Moritz Schneider auf den großen Musicalbogen mit Hit-Potenzial, nicht das kleine Kammerspiel: Schmissige Chornummern, Bässe, welche die Mägen im Auditorium erbeben lassen und bisweilen filmische Ausgestaltung, wenn die Szenen musikalisch überblendet werden, erinnern eher an “Elisabeth” denn an “Natürlich blond”.

Pia Douwes als Star bei der Premiere

Der große Star des Abends war dabei zweifelsohne Pia Douwes als Claire Zachanassian. Mit frappanter Bühnenpräsenz und nach wie vor bis in die Höhen sicherer Stimme machte sie die für sie geschriebenen Solonummern zum Erlebnis. Gegen diese Präsenz tut sich ihr Bühnenpartner Uwe Kröger, der mit Douwes einst als Premierenbesetzung von “Elisabeth” Erfolge feierte, mittlerweile auch stimmlich schwerer. Allerdings machen es mitunter holprige Liedzeilen wie “Niemand wird uns irgendwann trennen”, für die Wolfgang Hofer verantwortlich zeichnet, während das Buch selbst von VBW-Musicalintendant Christian Struppeck stammt, den Sängern auch nicht immer leicht.

In jedem Falle erwartet man bei den VBW nach dem schwachen Abschneiden des Vorgängers “Natürlich blond” nun mit Spannung, wie das Publikum den “Besuch” aufnimmt. Dieser feierte seine eigentliche Uraufführung bereits im vorigen Sommer beim Koproduktionspartner, den Schweizer Thunerseespielen – wo man laut Medienberichten hinter dem Erfolg früherer Produktionen wie “Dällebach Kari” zurückblieb. (APA)

Infos zu Terminen und Tickets finden Sie hier.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 1. Bezirk
  • Musical "Der Besuch der alten Dame" feierte in Wien Premiere
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen