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München: Klaus Bachler wird Opernchef

"Klaus Bachler folgt mit Beginn der Spielzeit 2008/09 einem Ruf, die Direktion der Bayerischen Staatsoper in München zu übernehmen", heißt es am Dienstag Mittag, in einer Aussendung des Burgtheaters.

“Seinen Vertrag an der Burg, der bis Sommer 2009 geht, wird er selbstverständlich erfüllen und auch für sein zehntes und letztes Jahr das künstlerische Programm für das Burgtheater erstellen.”

Klaus Bachler wird mit Kent Nagano als Generalmusikdirektor für zunächst fünf Jahre an der Spitze der Bayerischen Staatsoper stehen. Die Interimszeit zwischen dem Ausscheiden des derzeitigen Intendanten Sir Peter Jonas und dem Musikchef Zubin Mehta im Sommer 2006 und Bachlers Amtsantritt im Jahr 2008 wird Nagano gemeinsam mit Mitgliedern der Operndirektion kommissarisch verantworten und von Bachler mitgestaltet.

„Auf den Tag genau drei Wochen nach dem ’Habemus papam’ auf dem Petersplatz in Rom können wir heute am Salvatorplatz verkünden: ’Habemus Intendantem’, sagte Thomas Goppel, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, bei der Präsentation Bachlers in München. Aus dem Burgtheater hieß es zunächst gegenüber der APA, dass sich Bachler erst anlässlich seines Burgtheater-Saisonpressegesprächs am Donnerstag zu seinem Wechsel an die Bayerische Staatsoper äußern werde.

Der ursprünglich als Intendant in München vorgesehene Christoph Albrecht hatte im April überraschend um Auflösung seines Vertrages gebeten.

Porträt und Hintergrund

Burgtheaterdirektor Klaus Bachler (54) übernimmt mit Beginn der Saison 2008/09 die Direktion der Bayerischen Staatsoper. Das gab das Burgtheater heute, Dienstag, bekannt. Der gebürtige Steirer leitete 1991-96 die Wiener Festwochen, 1996 bis 1999 die Volksoper Wien und wechselte 1999 als Direktor an das Burgtheater. Dort läuft seit Vertrag bis 2009.

Bachler war in den vergangenen Jahren für viele Leitungsposten im Gespräch, u.a. für die Nachfolge von Peter Ruzicka bei den Salzburger Festspielen. Immer wieder hatte er die fehlende kulturpolitische und budgetäre Anerkennung der Arbeit des Burgtheaters moniert und zuletzt im Februar erklärt: „Mein Vertrag läuft noch länger als mir lieb ist.“

Klaus Bachler wurde am 29. März 1951 in Judenburg geboren und wuchs in einem „sehr musischen, bürgerlichen Elternhaus“ (Bachler) auf. Er studierte zunächst in Wien zwei Semester Medizin, bevor er ans Max-Reinhardt-Seminar wechselte. Nach Abschluss seiner Ausbildung als Schauspieler spielte Klaus Bachler zunächst für zwei Saisonen am Salzburger Landestheater. Es folgten Engagements am Deutschen Theater Göttingen, an der Freien Volksbühne in West-Berlin sowie an beiden großen Hamburger Bühnen, dem Thalia Theater und am Deutschen Schauspielhaus.

Der damalige Intendant der Staatlichen Schauspielbühnen, Heribert Sasse, engagierte Bachler nach Berlin, wo er verstärkt sein Organisationstalent einsetzen konnte und nach seiner Bestellung zum künstlerischen Direktor der Schauspielbühnen mit 1. August 1987 auch ein bemerkenswertes diplomatisches Geschick für die von Pressekampagnen und Künstlerboykotten heimgesuchte Direktion einbrachte. Bis zum Ende der Intendanz Sasses war er dessen rechte Hand und enger Vertrauter.

Aus Paris, wo er ab 1990 an einem Veranstaltungsprojekt zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas arbeitete, holten ihn Wiens damaliger Bürgermeister Helmut Zilk und Kulturstadträtin Ursula Pasterk 1991 als neuen Intendanten der Wiener Festwochen zurück nach Österreich. Bachler machte das Festival zu einer ersten Adresse in der internationalen Theaterszene und band prominente Künstler für regelmäßige Arbeitsaufenthalte an Wien.

1994 wurde Bachler von Kunstminister Rudolf Scholten als Intendant der Wiener Volksoper designiert. Ab September 1996 leitete Bachler, der „Theatermanager“ für „eines der blödesten Worte, die es gibt“ hält und für den „Theaterleiten ein Beruf“ ist, der „sehr viel mit Motivieren zu tun hat“, das Haus am Gürtel. Er versuchte eine stärkere Öffnung des Hauses für das zeitgenössische Musiktheater und moderne Regiestile. Zu den wichtigsten Premieren zählten Benjamin Brittens „Ein Sommernachtstraum“, Alexander Zemlinskys „Der König Kandaules“ und Gian Carlo Menottis „Der Konsul“.

Bereits im April 1997 wurde klar, dass Bachler seinen bis 2002 laufenden Volksopern-Vertrag nicht erfüllen würde: Der damalige Bundeskanzler Viktor Klima (S) bestellte ihn als Nachfolger Claus Peymanns zum Burgtheaterdirektor. Im September 1999 eröffnete Bachler mit Calderons „Tochter der Luft“. Anfänglich sorgte vor allem die Auswahl der Regisseure durch eine kluge Mischung aus hoch renommierten Altmeistern (wie etwa Peter Zadek), Stars der mittleren Generation (wie Luc Bondy) und anerkannten jüngeren Künstlern (wie Andreas Kriegenburg und Martin Kusej) für Anerkennung.

Im Zuge der schwarz-blauen Regierungsbildung öffnete er das Haus für Diskussionen. Während die Arbeit mit neuen Autoren nach Ansicht mancher etwas vernachlässigt wurde, gilt das Schauspielensemble des Hauses als eines der besten des deutschen Sprachraumes, lassen Inszenierungen von so unterschiedlichen Regietemperamenten wie Andrea Breth oder Nicolas Stemann auch die überregionalen Kritiker stets voller Erwartung nach Wien reisen.

Überschattet waren die künstlerischen Erfolge des Hauses in den vergangenen Jahren aber immer mehr vom zunehmenden finanziellen Druck durch die nicht angehobene Basissubvention des Bundes. Bachlers Direktoren-Vertrag lief zunächst bis 2005 und wurde bis 2009 verlängert. Übermorgen, Donnerstag, stellt Bachler in Wien seine Pläne für die Burgtheater-Spielzeit 2005/06 vor – und wird wohl auch zu seinen persönlichen Zukunftsplänen Stellung nehmen.

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