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Munch-Bilder fast unversehrt

Begeisterung und Rätselraten über die Rettung der beiden weltberühmten Bilder von Edvard Munch. Die Museumschefin konnte Kunstfreunden in aller Welt eine beruhigende Mitteilung machen.

Die Bilder waren 2004 aus dem Osloer Munch-Museum geraubt werden.

Museumschefin Ingebjorg Ydstie: „Die Schäden an den Gemälden sind so gering, dass normale Museumsbesucher sie wahrscheinlich kaum bemerken würden“, sagte sie am Freitag. Gleichzeitig spekulierten Medien über ein möglicherweise nicht ganz legales Tauschgeschäft der norwegischen Polizei mit einem inhaftierten Gangster, um an die Kunstwerke zu kommen. Beide Bilder Munchs (1863-1944) sollen schon bald der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Osloer Medien berichteten übereinstimmend, dass die Polizei ihren kaum noch für möglich gehaltenen Erfolg einem Tipp des in Norwegen als „Supergangster“ geltenden David Toska (31) zu verdanken hat. Der wegen Bankraubs und Beihilfe zu Mord zu 19 Jahren Gefängnis verurteilte Kriminelle gab nach diesen Angaben den entscheidenden Hinweis, nachdem ihm die Behörden leichtere Haftbedingungen garantiert hatten. Justizminister Knut Storberget meinte dazu: „Wenn die Polizei wirklich über leichtere Haftbedingungen als Tauschobjekt verhandelt ist, ist sie zu weit gegangen.“

In Medien- und Polizeikreisen wurde schon seit Monaten über Geheimverhandlungen zwischen Toskas Anwalt ãystein Storrvik und Oberstaatsanwalt Tor-Aksel Busch über die Herausgabe der weltberühmten Bilder mit einem Schätzwert von knapp 100 Millionen Euro gemunkelt. Die dabei von Toska zunächst verlangte Strafmilderung war irgendwann vom Tisch. Neben juristischen Hindernissen galt als ausschlaggebend, dass der trotz seines jungen Alters mächtigste Mann in Norwegens Unterwelt nicht nur als besonders smart gilt, sondern auch schon tödliche Brutalität unter Beweis gestellt hat. Bei dem von Toska organisierten Überfall auf die NOKAS-Geldzentrale in Stavanger im Frühjahr 2004 starb ein Polizist durch Schüsse der flüchtenden Gangster.

Die Polizei wollte am Tag nach ihrem spektakulären Fund noch nicht einmal mitteilen, wie viele Beamte beteiligt waren. „Ob es nun 10, 20 oder 30 waren, sagen wir nicht. Wir haben einfach bei diesem Fall Stein auf Stein gelegt“, sagte Fahndungschef Iver Stensrud in „Dagbladet“ betont vage. Immerhin rückte er mit der Mitteilung heraus, dass von den drei wegen des Munch-Raubes im Mai verurteilten Männern niemand einen Tipp gegeben hatte. Die Staatsanwalt teilte mit, sie werde die Schadenersatzforderung an zwei der Verurteilten über 750 Millionen Kronen (98 Millionen Euro) fallen lassen. Man habe bei der Aktion am Donnerstag niemanden festgenommen.

Damit waren für Kenner des Falles die letzten Zweifel ausgeräumt, dass der Aufsehen erregende Kunstraub am 22. August 2004 tatsächlich von Toska in Auftrag gegeben wurde, um eine Art „Rückversicherung“ nach dem NOKAS-Überfall mit 56 Millionen Kronen (7 Millionen Euro) Beute in die Hand zu bekommen. Toska wolle einfach Polizeikräfte anderweitig beschäftigt halten, hieß es zunächst. Deshalb habe er eigene Leute losgeschickt, die am 22. August 2004 den „Schrei“ und „Madonna“ aus dem Munch-Museum raubten. Als ihn das nicht vor der Festnahme auf der Flucht in Spanien und der Verurteilung zu 19 Jahren Haft bewahrte, dienten die Bilder dann als Faustpfand in Sachen Strafmaß sowie Haftbedingungen.

Alle Spekulationen über die Hintergründe konnten den Jubel unter Kunstfreunden nicht dämpfen. „Wir sind alle total glücklich“, meinte Norwegens Kulturminister Trond Giske. Museumschefin Ydstie berichtete über den Zustand der 1893 entstandenen „Madonna“, das Bild habe einige kleine Löcher und Risse von der Größe einer norwegischen 20- Kronen-Münze. Über das ein Jahr vorher von Munch gemalte und noch berühmtere Gemälde „Der Schrei“ sagte sie: „Der Schrei wurde ja auf eine Platte gemalt. Die Räuber haben sie auf den Boden fallen gelassen, was eine Ecke leicht eingedrückt hat. An der Oberfläche gibt es Schrammen.“ Die vollständige Ausbesserung werde einige Monate dauern.

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