In wenigen Tagen (6. bis 9. Oktober) findet in Wien der weltweit wichtigste MS-Kongress der Europäischen Gesellschaft für die Behandlung und der Erforschung der Multiplen Sklerose (ECTRIMS) statt. Österreich nimmt international eine Spitzenstellung ein, erklärte dazu der Leiter des Organisationskomitees, Univ.-Prof. Dr. Karl Vass (Wiener Universitätsklinik für Neurologie/AKH).
Schon 3.100 Anmeldungen
Wir haben bisher schon 3.100 Anmeldungen. Der Kongress findet schon seit rund zwei Jahrzehnten jährlich statt. Im Verständnis der Multiplen Sklerose hat sich schon länger als zehn Jahre etwas getan. Aber seit rund zehn Jahren stehen uns mit den Beta-Interferonen und Glatirameracetat zum ersten Mal Medikamente für eine Dauertherapie der MS zur Verfügung, sagte Vass.
Nach heutigen Erkenntnissen dürfte die MS eine Autoimmunerkrankung sein, bei der das Immunsystem gegen die Myelin-Isolierscheiden der Nerven im Gehirn aggressiv vorgeht: mit Antikörpern und durch aggressive Immunzellen, die durch die Blut-Hirn-Schranke einwandern und sie löchrig machen. Dadurch kommt es zu Entzündungen und Kurzschlüssen. Die Patienten leiden an Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen. Das summiert sich bei manchen von ihnen fortlaufend, was schließlich ein Leben im Rollstuhl bedeuten kann. Doch auch die Virus-Theorie – ein Krankheitserreger als Auslöser – ist noch nicht ganz vom Tisch.
Vass: Die Forschung hat hier seit den achtziger Jahren viele dieser Mechanismen genauer erklären können, auch wenn noch längst nicht alles klar ist. Man hat zum Beispiel heraus gefunden, dass das MOG-Antigen an der Oberfläche der Myelinscheiden-Zellen sowohl Ziel für Antikörper sein kann als auch (aggressive, Anm.) Immunzellen aktivieren kann. Innsbrucker Wissenschafter haben diesen Mechanismus dazu benutzt, Methoden zur Frühest-Diagnose von MS zu entwickeln.
Doch noch eine zweite Technik kam den Forschern zu Hilfe: Die mit dem Medizin-Nobelpreis 2003 ausgezeichnete Magnetresonanz-Untersuchung. Der Wiener Neurologe: Damit konnte man erstmals die bei der MS im Gehirn auftretenden Entzündungsherde sichtbar machen. Das dient mittlerweile zur Diagnose der Erkrankkung genau so wie zur Kontrolle, ob die Behandlung wirkt.