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Mörder mit blutigem Vorleben

Lochau - Die Südtirolersiedlung in der Bodenseegemeinde Lochau steht seit dem brutalen Mord in der Nacht auf Freitag unter Schock. Noch immer schweigt der 61-Jährige, dringend tatverdächtige Mann in den Polizeiverhören. "VN"-Ausgabe April 1990  | Grafik 

Er gibt weder Details zur Mordnacht preis – noch zu seiner blutigen Vergangenheit. Denn sein Strafregister ist blütenweiss, für die Polizisten ist Reinhard M. ein unbescholtener Bürger. Zunächst.

„VN”-Recherchen zeigen allerdings, welch brutales Vorleben jener Mann, der seine gleichaltrige Ehefrau mit Messerstichen getötet haben soll, bisher verborgen hat.

In heißes Wasser

Rückblende: Ein Wochenende im April des Jahres 1990. Reinhard M. ist laut damaligen Gendarmerieangaben „arbeits- und berufslos”. In der Nacht zum Palmsonntag kommt es zum Streit mit seiner damaligen Freundin.

In der Wohnung schlug M. aus Eifersucht auf sein Opfer ein und warf die wehrlose Frau schließlich in die Badewanne. Die „VN” berichteten damals: „Dort ließ er heißes Wasser einlaufen und schnitt der Frau danach die Haare ab.”

So skrupellos und kaltblütig agierte der Mann: Schwer verletzt ließ der Peiniger sein Opfer mit Verbrennungen und Schädelbruch fast einen Tag lang in der Wohnung liegen.

Selbe Bleibe, andere Frau

Tatort war auch damals die Südtirolersiedlung in Lochau. Die selbe Bleibe, eine andere Frau. Erst am Nachmittag des Palmsonntags verständigte der Täter den damaligen Lochauer Gemeindearzt Dr. Reinhard Michler. Dieser schaltete sofort die Gendarmerie ein und rettete dem Opfer damals das Leben.

Mit einem Schädelbruch, gebrochenem Oberarm, Prellungen sowie Verbrennungen zweiten Grades überlebte die Frau damals die schreckliche Tat.

Über ein Jahr im Knast

Der Täter wurde nach der Einvernahme auf freiem Fuß angezeigt und wegen Körperverletzung und Nötigung verurteilt. Mehr als ein Jahr saß er hinter Gittern, 1991 kam er in die Lochauer Siedlung zurück. Noch im selben Jahr heiratete Reinhard M. eine andere Frau.

17 Jahre später – in der Nacht auf Freitag – dürfte derselbe Mann sie mit einem 15-20 Zentimeter langen Küchenmesser umgebracht haben. M. ist nach Angaben von Polizeichef-Stellvertreter Brigadier Siegbert Denz „dringend tatverdächtig”. Er wurde verhaftet, über ein Motiv wisse man noch nichts. Sicher ist: Zum Tatzeitpunkt war der 61-Jährige alkoholisiert.

Er rief selbst die Rettung

Notruf in der Nacht auf Freitag: Ein 61-jährige Lochauer gibt vor, er habe seine Gattin schwer verletzt aufgefunden. Der Notärztin bietet sich in der Erdgeschosswohnung der Lochauer Südtirolersiedlung ein schreckliches Bild: Der leblosen Ehefrau (61) wurden zuvor mehrere Messerstiche in Hals und Brust zugefügt. Schnell ist den LKA-Ermittlern klar: Der alkoholisierte Ehemann selbst dürfte die Frau tödlich verletzt haben. Die Todesursache laut Obduktion: ein Stich in den Hals, der die Halsvene öffnete.

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