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Morricone vor erstem Wien-Auftritt: "Natürlich bin ich aufgeregt"

Auch im Alter von fast 80 Jahren hat der König der Filmmusik, Ennio Morricone, noch Premieren zu feiern. Am kommenden Mittwoch tritt der Maestro in der Wiener Stadthalle auf.

Es handelt sich um seinen ersten Auftritt in Wien. “Natürlich bin ich aufgeregt, schließlich gebe ich zum ersten Mal ein Konzert in Wien, der Welthauptstadt der Musik”, sagte Morricone im Gespräch mit der APA. “Das ist für mich ein Event.”

“Ich werde den Zuschauern in Wien einen Einblick in mein musikalisches Schaffen bieten”, so der gebürtige Römer, der dieses Jahr den Ehren-Oscar erhielt und seitdem einen neuen Höhepunkt seiner legendären Karriere als Filmmusiker feiert. Unermüdlich tourt Morricone durch die Welt und hält Konzerte, dabei findet er immer noch Zeit, Musik zu komponieren. “Über 450 Soundtracks habe ich in meinem Leben schon geschrieben, müde bin ich aber immer noch nicht. Komponieren hält mich wach und jung”, sagte der Maestro, der in einer großen Wohnung auf der zentralen Piazza Venezia im Herzen Roms lebt.

Disziplin im Dienst der Kreativität ist das Geheimnis von Morricones Erfolg. “Ich bin diszipliniert wie ein Soldat. Ich komponiere täglich von 8.30 bis 13.30 Uhr. Nach einer Stunde Mittagspause arbeite ich bis abends weiter. Wie in allen Dingen führt methodisches Arbeiten zu Resultaten”, erklärte der Künstler, der nicht nur Soundtracks, sondern auch viel symphonische Musik komponiert hat. Morricone schrieb unter anderem Kammer-Musik für Solisten, diverse Formationen und Chöre. In der “Gruppo Improvvisazione Nuovo Consonanze”, einer Vereinigung experimentierfreudiger Musiker und Komponisten, probierte er immer wieder neue Klänge und Klang-Kombinationen aus.

Wenn er Musik schreibt, hat Morricone entweder die Bilder im Kopf, die der Film vorgibt, oder Notizen des Regisseurs, aus denen er sich ein Bild zusammensetzt. Das reicht ihm schon, um die Musik zu schaffen. “Regisseur Sergio Leone, für den ich die Musik für ‘Spiel mir das Lied vom Tod’ schrieb, erzählte mir einfach den Inhalt des Films und ich konnte schon die Musik schreiben. Bei ihm brauchte ich nicht das Drehbuch zu lesen”, sagte Morricone, der im November des kommenden Jahres seinen achten runden Geburtstag feiern wird. Morricone trug mit seiner Musik wesentlich zum Welterfolg und Kultfaktor der Leone-Western bei.

In den folgenden Jahren konnte Morricone seinen Namen in vielen großen italienischen und ausländischen Film-Produktionen etablieren. Er arbeitete mit weltbekannten Regisseuren wie Pier Paolo Pasolini und Giuseppe Tornatore, Roland Joffe und Roman Polanski zusammen. “Leone ist einer meiner beliebtesten Regisseure, es gibt aber noch viele andere, die ich hoch schätze darunter junge Italiener wie Tornatore, Roberto Faenza und Gabriele Muccino”, sagt Morricone, der in der Blütezeit des italienischen Kinos in den 60er und 70er Jahren unvergessliche Musik komponiert hat. Damals herrschte eine Aufbruchstimmung – im Gegensatz zum heutigen Kino in Italien. “Auch heute werden in Italien gute Filme gedreht, leider sind sie nicht immer Kassenschlager”, sagt Morricone.

Musik atmet man seit jeher in Morricones Haus. Sein Vater spielte Trompete. “Er hat die Leidenschaft auf mich übertragen, als er mir eine Trompete in die Hand drückte. Da war ich sieben Jahre alt. Ich lernte spielen und begann früh, damit Geld zu verdienen. Ab 1943, damals war ich 15, habe ich in Lokalen gespielt”, sagte Morricone. Die Musiker-Dynastie geht weiter, Morricones Sohn Andrea ist Komponist und Direktor. “Er ist absolut toll”, schwärmt der stolze Vater.

Mit der Kulturpolitik in Italien ist Morricone zutiefst unzufrieden. “Es wird nicht genug Geld für Musik investiert. Die Jugendlichen interessieren sich für Musik, doch man tut nicht genug, um unter den jüngeren Generationen eine echte Kultur der Musik zu fördern”, sagte der Komponist. Also muss er selbst dafür sorgen – und in Wien wird sich mit Sicherheit auch ein jüngeres Publikum in der Wiener Stadthalle einfinden.

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