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Mordversuch an Taxler: Zwei Teenager vor Gericht

Offenbar um Geld für eine Jause zu bekommen, haben zwei Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren am 27. Oktober 2009 in der Stadt Salzburg einen Taxilenker so brutal überfallen, dass er fast gestorben wäre. Der Prozess gegen die Beiden hat heute begonnen.

Während der Ältere den Chauffeur mit einer Hundekette würgte, stach der Jüngere 16 Mal “mit heftiger Gewalteinwirkung auf ihn ein”, schilderte die Staatsanwältin bei dem heute begonnenen Jugendgeschworenenprozess am Landesgericht Salzburg. Die zwei wegen Mordversuches und versuchten schweren Raubes Angeklagten sind im Wesentlichen geständig. Ein Urteil wird gegen Abend erwartet.

In schwarzen Anzügen und mit bleichen Gesichtern lauschten die bisher unbescholtenen Teenager dem Anklagevortrag von Staatsanwältin Karin Sperling. Was die beiden dem Gericht dann erzählten, durfte die Öffentlichkeit nicht hören. Zum Schutz der persönlichen Lebensumstände der Jugendlichen schickte der vorsitzende Richter Peter Hattinger die Zuhörer auf Antrag der Verteidiger aus dem Saal. Zuvor kamen die Rechtsanwälte noch zu Wort: “Die Situation ist damals völlig eskaliert. Die beiden hatten Hunger und brauchten Geld. Der Plan war, dass mein Mandant die Kette nimmt, der andere das Geld”, erklärte der Verteidiger des älteren Beschuldigten, Kurt Jelinek.

Dass plötzlich ein Küchenmesser mit einer 15 Zentimeter langen Klinge “ins Spiel gekommen ist, war nicht besprochen”, sagte Jelinek. Sein Mandant habe keinen einzigen Stich gesetzt, “er wollte keinen umbringen”. Deshalb werde sich der mittlerweile 19-jährige gebürtige Oberösterreicher nicht wegen Mordversuchs, sondern wegen Körperverletzung und versuchten Raubes schuldig bekennen. “Er bedauert das, was vorgefallen ist, über die Maßen. Er kann es sich nicht erklären.” Der arbeitslose Bursche sei in seiner Entwicklung etwas verzögert. “Er war immer auf sich gestellt, hat keine Bezugspersonen gehabt, übernachtete mit 16 Jahren in einer Notschlafstelle am Bahnhof. In seinem Leben ist extrem viel schlecht gelaufen.”

Der Verteidiger des jüngeren Angeklagten, der aus Salzburg stammt und vor der Tat eine Konditor-Lehre begonnen hatte, meinte, man sollte auch die Menschen beleuchten, die hinter den in den Akten aufgelisteten Fakten stehen “und sich fragen, was hat zu der Tat geführt, die alle zutiefst erschüttert hat.” Die Staatsanwältin berichtete den Geschworenen, dass der Ältere des Duos so kräftig mit der Kette zugezogen habe, dass noch Tage später Hämatome an seinen Händen sichtbar gewesen seien.

Die Teenager hätten sich an jenem Abend mit der 70 Zentimeter langen Hundekette und dem insgesamt 27 Zentimeter langen Küchenmesser in der Tasche zum Salzburg Hauptbahnhof begeben, “mit dem Plan, einen Taxifahrer zu überfallen”, führte Karin Sperling weiter aus. Sie nahmen auf der Rückbank Platz und ließen sich von Josef F. zu einem entlegenen Ort an den Salzachsee (Stadtteil Liefering, Anm.) chauffieren. “Als der Wagen anhielt, legte der Ältere dem Mann die Kette um den Hals, drückte ihn gegen die Sitzlehne und zog zu. Der andere stach ihm 16 mal in den Kopf, Hals und Bauch. Der Darm wurde geöffnet, ein Stich hat die Halsschlagader nur knapp verfehlt.”

Trotz seiner schweren Verletzungen konnte der Chauffeur einen akustischen Alarm auslösen und das Duo in die Flucht schlagen. Beamte einer Polizeistreife leisteten dem Opfer lebensrettende Erste Hilfe. Die Burschen wurden wenig später von der Polizei festgenommen. Ein psychiatrisches Gutachten attestiert den Angeklagten Zurechnungsfähigkeit. “Sie waren nicht durch Alkohol oder Suchtgift beeinträchtigt”, erklärte die Staatsanwältin. Im Falle einer Verurteilung droht dem Älteren fünf bis 20 Jahre Haft, dem Jüngeren ein bis 15 Jahre Haft.

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