Von der Terminlage des psychiatrischen und gerichtsmedizinischen Sachverständigen hängt ab, ob Dragan M. sich an diesem Tag wegen Mordes vor dem Schwurgericht verantworten muss. Im Jänner wird die 16-jährige Jelena P. in ihrer Wohnung in Koblach tot aufgefunden. Die Notärztin kann nur noch den Tod feststellen. Anfänglich verwirren einige herumliegende Haarbüschel die Fahnder. Jelena und eine Kollegin hatten sich am betreffenden Abend vermutlich aus Zeitvertreib gegenseitig die Haare geschnitten. Jelena war mit 1,82 cm Körpergröße ein großes Mädchen. Ein Teenager, der das Leben liebte und bereits als Model aufgetreten war. In jener Nacht wurde ihr Schädel zertrümmert, es kam zum Gehirnaustritt, erläutert das gerichtsmedizinische Gutachten. Jelena wird in Bauchlage mit Gesicht und Rumpf am Boden aufgefunden. Nach intensiver Fahndung stößt die Polizei auf Dragan M. Der 20-jährige Koch aus Rankweil gesteht, Jelena mit einer Bratpfanne geschlagen zu haben. Er wird wegen Mordes angeklagt. Seitens des Landeskriminalamts wurden die Blutspritzspuren exakt rekonstruiert. In aufwendiger Arbeit wurden die jeweiligen Spritzrichtungen und Auftreffwinkel bestimmt und mittels Fäden optisch zusammengeführt. Acht Tonnen Müll wurden durchsucht. Dabei fand man auch die 2,4 Kilo schwere Edelstahl-Pfanne, die vermutlich als Tatwerkzeug diente. Nach Beibringung der schweren Gehirnverletzungen lebte Jelena noch mindestens 15 Minuten bis maximal eine Stunde.
Kein Lebenslänglich
Der 20-jährige Bekannte des Mordopfers erhält im Schwurgerichtsverfahren Gelegenheit, den Ablauf nochmals zu schildern. Dass er zugeschlagen hat, gibt er zu. Neben Mord kommen bei einer allfälligen Verurteilung Körperverletzung mit tödlichem Ausgang oder Totschlag in Betracht. Da der Angeklagte damals unter 21 Jahren war, reduziert sich die Strafe. Selbst bei einem Schuldspruch wegen Mordes wäre lebenslänglich nicht möglich. Die Eltern wollen zur Verhandlung kommen. Die Hinterbliebenen sehen den Prozess als Abschluss. Als eine Pflicht, die sie ihrer Tochter schuldig sind, erklärt Nicolas Stieger, Vertreter der betroffenen Familie. Jelenas Mutter habe an die zwanzig Kilo Gewicht abgenommen und aufgehört zu arbeiten. Jelenas kleine Schwester pflücke regelmäßig Blumen und stelle sie in Jelenas Zimmer, so Stieger. Die Eltern wollen einfach dabei sein, wenn das Urteil gesprochen wird, so der Anwalt.