Der Grazer Jugendpsychologe Philip Streit vom Institut Kind, Jugend und Familie konstatierte im Gespräch mit der APA eine problematische Flucht in virtuelle Welten und Horrorfilme, die in solchen Fällen in eine Sehnsucht und Lust, auszuprobieren, wie es wirklich ist münde.
Der normal sozialisierte Jugendliche hat eine gewisse Distanz zu Horrorfilmen, meint Streit. Jugendliche hingegen, deren elementare Bedürfnisse in der Familie nicht ausreichend befriedigt worden seien, könnten sich in unangemessene Gegenstrategien flüchten und eine über das normale Maß hinausgehende Identifizierung mit Computerspielen oder Horrorfilmen entwickeln. Während des Spiels oder des Anschauens des Streifens zimmerten sie sich dann ein Selbstbild zusammen, das mit dem realen nicht zusammenstimme.
Horrorfilme oder Computerspiele seien zwar ein guter Zeitvertreib, aber eine mangelhafte Konfliktbereinigung, warnte Streit. Die Anerkennung in der wirklichen Welt bleibe aus, und ein schales Gefühl mache sich nach dem Anschauen oder dem Spiel breit. Bei Jugendlichen, deren emotionale Einordnungsskala nicht ausreichend entwickelt sei, bestehe die Gefahr, es einmal selbst probieren zu wollen, so der Experte, der darin auch einen massiven Hilfeschrei der Täter sieht: Sie versuchen, sich richtig in Szene zu setzen.
Die Schuld auf die Familien zu schieben, greife aber zu kurz, auch wenn viele solcher Problemjugendlichen bereits des öfteren Bekanntschaft mit dem Jugendamt gemacht hätten: Auch Eltern, wo die Kinder aus sozial schwierigen Familien stammen, probieren oft ihr bestes, bringen aber einfach nicht mehr zusammen. Solchen Erziehungsberechtigten müsse man verstärkt über Angebote wie Elternschulen oder Beratungsstellen zu Hilfe kommen, fordert Streit.
Die mittlerweile verhafteten Burschen müssten nun eine gute vernetzte psychologische Betreuung bekommen, sagte der Experte. Die Frage, ob sie die Tat tatsächlich umgesetzt hätten, stelle sich jedenfalls nicht: Bei einer solchen Äußerung sollte man sich so verhalten, als wäre das tatsächlich ernst. Das hat die Polizei auch richtigerweise gemacht. Letztlich werde den Jugendlichen mit der Verhaftung auch die Ernsthaftigkeit einer solchen Tat vor Augen geführt.