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Mörder könnte auf Videos abgebildet sein

Die derzeit heißeste Spur nach dem Mord an der schwedischen Außenministerin Anna Lindh ist eine Videoaufzeichnung des Kaufhauses NK.

Die derzeit heißeste Spur nach dem Mord an der schwedischen Außenministerin Anna Lindh ist eine Videoaufzeichnung des Kaufhauses NK, wo Lindh am vergangenen Mittwoch von einem bis dato Unbekannten niedergestochen und tödlich verletzt wurde. Lindh hat außerdem offiziellen Angaben zufolge zwei Wochen vor dem tödlichen Attentat auf sie ein Droh-E-Mail erhalten. Das schwedische Außenministerium teilte am Freitag mit, das Mail sei am 27. August eingegangen.

Laut Polizeisprecher Leif Jennekvist ist auf den Videoaufnahmen ein Mann zu erkennen, auf den die Täterbeschreibung zutrifft. Dieser ist auf dem Video vermutlich ein Stockwerk über jenem zu sehen, in dem das tödliche Messerattentat wenig später stattfand, so der Polizeisprecher laut einem Online-Bericht der Zeitung „Dagens Nyheter“. Die bisherige Täterbeschreibung wurde unterdessen von den Ermittlern leicht korrigiert.

Am Vortag sei ein Zeitungsartikel erschienen, in dem Lindh gemeinsam mit dem Chef des schwedischen Telekommunikationsausrüsters Ericsson, Carl-Henric Svanberg, vor einer Gefährdung von Arbeitsplätzen und Investitionen in Schweden bei einem Nein zum Euro gewarnt hätte. Das schwedische Radio berichtete davor, Lindh sei in dem E-Mail als „machtgierig“ und als der Wirtschaft hörig beschrieben worden. Das E-Mail sei nicht an die für den Personenschutz von Politikern zuständige Sicherheitspolizei (Säpo) weitergeleitet worden. Mittlerweile kündigte die Säpo an, Briefe und E-Mails, die an Anna Lindh gerichtet waren, auf ernst zu nehmende Drohungen zu prüfen.

Laut Jennekvist verzichtete die Polizei bisher auf die Veröffentlichung eines Phantombildes, weil man erhoffte weitere Zeugenaussagen nicht beeinflussen will. Insbesondere suche man Kontakt zu einer 50- bis 55-jährigen Frau, die nach der Tat gerufen haben soll: „Haltet ihn fest“, oder etwas im Wortlaut Ähnliches.

Laut der am Freitag präzisierten Täterbeschreibung fahndet die Polizei im Zusammenhang mit dem Mord an Lindh nach einem etwa 30-jährigen Mann, 1,80 Meter groß, mit halb- oder schulterlangem, dunklem Haar und nordischem Aussehen. Der Mann soll weiter eine „unreine Haut“ haben und glattrasiert gewesen sein. Er trug laut Augenzeugenberichten einen beigen Kapuzenpullover oder eine Jacke mit Kapuze sowie eine Kopfbedeckung. Ursprüngliche Angaben, der Mann habe eine Militär- oder Tarnjacke getragen und eine Pagenfrisur gehabt, sind somit nicht mehr aktuell.

Papst Johannes Paul II. hat am Freitag der Regierung und der schwedischen Bevölkerung zum gewaltsamen Tod Lindhs kondoliert. In einem vom Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano unterzeichneten Telegramm an Ministerpräsident Göran Persson heiße es, der Papst sei erschüttert über die Nachricht. Das Kirchenoberhaupt empfehle die Seele der verstorbenen Ministerin der Barmherzigkeit Gottes und werde um Trost für die Trauernden beten.

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