Mord an libyschem Ex-Minister? Journalist erkennt "viele Anzeichen"

Auf Grund seiner langjährigen Bekanntschaft mit dem Toten und seinen jüngsten Recherchen in der Causa könne er sagen, dass Shukri Ghanem das Leben genossen und berufliche Zukunftspläne gewälzt habe, sagte Bayati im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.
Deshalb falle es ihm, Bayati, auch sehr schwer, an einen Unfall auf der menschenleeren Donauinsel zu glauben. “Da fällt man nicht einfach ins Wasser”. Bayati hält es für notwendig, dass die Mordtheorie auf das Genaueste untersucht wird. “Viele Anzeichen sprechen für Mord”, sagt der Journalist, der im Zusammenhang mit OPEC-Sitzungen in Wien zahlreiche Interviews mit dem früheren libyschen Ölminister geführt hat.
“Shukri Ghanem war wichtiger als Gaddafi”
Ghanem sei so etwas wie eine “Blackbox” der Geschäfte in der Zeit des getöteten libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi gewesen, formuliert Bayati. Er wusste alles über die Machenschaften. Er habe das Geld für das libysche Regime aufgetrieben und sei genau genommen nicht einfach die Nummer zwei nach Gaddafi gewesen. “Shukri Ghanem war wichtiger als Gaddafi.”
Bayati zeigt sich bestürzt über die Tatsache, dass Ghanem so rasch aus Österreich weggebracht und in Libyen bestattet wurde. “Ghanem war bei den Libyern verhasst. Er war auch Wirtschaftsminister und war in dieser Zeit für die Erhöhung von Lebensmittelpreisen, auch der bei den Libyern beliebten Tomaten, verantwortlich. Deshalb nannten sie ihn Tomate.” Es sei nicht auszuschließen, dass das Grab geschändet werde, befürchtet der Journalist.
Ghanem wurde am Sonntag der Vorwoche tot in der Neuen Donau aufgefunden und am darauffolgenden Freitag in Tripolis beigesetzt.
(APA)