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Montezemolo übernimmt das Fiat-Präsidium

Für den Fiat-Konzern könnte sich die Wahl von Luca Cordero di Montezemolo zum neuen Präsidenten als Glücksgriff erweisen: Was immer der Mann bisher angefasst hat, ist ein Erfolg geworden.

Schon mit 26 Jahren wurde Montezemolo Racing Team Manager beim Sportwagenhersteller Ferrari – und holte mit dem Österreicher Niki Lauda in den 70er-Jahren promt zwei Formel-Eins-Weltmeistertitel ins Haus.

Nach Ausflügen in andere Branchen übernahm er im November 1991 den Vorstand bei Ferrari. Das Unternehmen steckte damals tief in den roten Zahlen. Binnen weniger Jahre möbelte der temperamentvolle Top-Manager die Renommiermarke wieder auf und holte das Unternehmen auf die Siegerstrasse zurück.

Erfolgreich war Montezemolo aber nicht nur im Auto-Geschäft: Mit Michael Schumacher als Fahrer und vier Weltmeistertiteln in Folge ist Ferrari im Formel-Eins-Sport zurzeit so gut wie unschlagbar. Enzo Ferrari als Ziehvater

Montezemolo kam am 31. August 1947 in Bologna zur Welt. Zwischen 1973 und 1977 arbeitete er als Assistent für den legendären Enzo Ferrari, der als sein Ziehvater gilt.

Nach seinen Erfolgen bei Ferrari wanderte er vorerst in andere Branchen ab. Unter anderem war er Geschäftsführer bei Cinzano, Vizepräsident des Fussballclubs von Bologna und Mitorganisator der Fussballweltmeisterschaft 1990 in Italien.

Dass Montezemolo die Nachfolge des am Donnerstag verstorbenen Fiat-Chefs Umberto Agnelli antritt, verwundert nicht. Er galt schon in frühen Jahren als Kronprinz des einstigen Fiat-Präsidenten Gianni Agnelli, der im Januar 2003 starb. Ein Mann des Ausgleichs

Die Analysten sehen Fiat schon allein durch die Nominierung des erfolgsverwöhnten Ferrari-Chefs im Aufwind. Der Markt werde den neuen Fiat-Präsidenten mit Sicherheit „gut aufnehmen“, sagte eine Expertin der AbaxBank.

Trotz seines brodelnden Temperaments gilt Montezemolo als Mann des Ausgleichs, der sich sowohl offen gegenüber der Regierung als auch moderat im Umgang mit den Gewerkschaften zeigt.

Probleme sehen die Experten allenfalls darin, dass Montezemolo so viel Erfolg hat, dass er in Koordinierungsschwierigkeiten zu kämpfen hätte: Vergangene Woche war der 56-Jährige bereits zum Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes Confindustria gewählt worden. Sanierung geht weiter

Montezemolo versicherte aber bereits, dass er die Sanierung der angeschlagenen Fiat-Gruppe entschieden fortführen wird: „Ich werde die Sanierung im Namen Agnellis fortsetzen.“ Fiat habe eine starke Mannschaft, die dieses Ziel erreichen könne, sagte Montezemolo am Montag.

„Die Familie Agnelli hat mir grosses Vertrauen geschenkt“, sagte Montezemolo. Damit hätte er nie gerechnet. „Ich konnte jedoch wegen meiner Freundschaft zu Giovanni und Umberto Agnelli und wegen meines Pflichtbewusstsein gegenüber eines grossen Unternehmens das Angebot nicht ablehnen.“

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