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Montand-Vorwürfe schlagen Wellen

Die gegen den Schauspieler und Chansonnier Yves Montand erhobenen Vorwürfe wegen Pädophilie und sexueller Belästigung seiner Stieftochter schlagen in Frankreich hohe Wellen.

Die „Schmach“, die die 58-jährige Catherine Allegret ihrem Stiefvater mit ihrem Enthüllungsbuch „Un monde a l’envers“ (etwa: „Die Welt steht Kopf“) posthum angetan habe, werde dauerhafte Zweifel an Montand hinterlassen, heißt es in der jüngsten Ausgabe der Illustrierten „Paris Match“, die der Affäre ihre Titelgeschichte widmet. Das Magazin geht spürbar auf Distanz zum „Exhibitionismus“ Allegrets, die 1987 – vier Jahre vor seinem Tod – von ihrem Stiefvater adoptiert worden war.

„Sind es Wahrheiten oder Lügen? Sind es neurotische Phantasien einer zweitrangigen Schauspielerin, die nach Aufmerksamkeit lechzt? “, fragt „Paris Match“. Allegret behauptet in ihrem am Mittwoch mit einer Startauflage von 60.000 Exemplaren erschienenen Buch, Montand habe sie bereits als fünfjähriges Mädchen unsittlich berührt. Ferner schildert sie eine versuchte Vergewaltigung, die sich 1975 ereignet haben soll, als sie 29 Jahre alt war. Die sexuellen Nachstellungen ihres Stiefvaters endeten laut Allégret erst ein Jahr später, als sie den damals 55-jährigen Montand mit den Worten „Ich liebe die Alten nicht!“ zurückgewiesen habe.

Wenn die von Allégret erhobenen Vorwürfe stimmten und Montand noch am Leben wäre, müsste gegen ihn ein Verfahren wegen versuchter Vergewaltigung und Pädophilie eingeleitet werden, bemerkte „Paris Match“. Es sei jedoch so gut wie unmöglich, den Wahrheitsgehalt zu ermitteln. Insofern unterscheide sich diese Affäre von den ebenfalls posthum gegen Montand erhobenen Vorwürfen, er habe ein uneheliches Kind hinterlassen. Diese Affäre war 1998 erst nach einer Exhumierung der Leiche und einer Untersuchung des Erbmaterials zu den Akten gelegt worden.

Unklar ist in der „Affäre Allégret“ bisher die Rolle ihrer Mutter, der Schauspielerin Simone Signoret, die Montand 1951 geheiratet hatte. Allégret behauptet in ihrem Buch, Signoret hätte eine Liebesbeziehung zwischen ihr und Montand „normal“ gefunden. „Sie dachte – und sie sagte es mir sogar: Das wäre eine Art, ihre Geschichte fortzusetzen, die Flamme weiterzutragen.“ Solange Montand der Stieftochter nachstelle, werde er an der Ehe festhalten, war laut Allégret die Logik ihrer Mutter. „Paris Match“ wies jedoch darauf hin, dass Montand niemals einen Hehl aus seinen wechselnden Amouren gemacht habe, zu denen auch die Liebesbeziehung zu Marilyn Monroe gezählt habe.

Allégrets Buch ist zugleich eine Replik auf Enthüllungen ihres Sohnes, des TV-Moderators Benjamin Castaldi. Dieser hatte im Frühjahr die ambivalente Beziehung zwischen seiner Mutter und Montand an die große Glocke gehängt und den Eindruck erweckt, es habe sich um eine echte Liebesbeziehung gehandelt. Allégret entschloss sich nach eigenen Angaben zu ihrem öffentlichen Bekenntnis, weil sie klarstellen wollte, sie sei niemals aus freien Stücken Montands Geliebte gewesen.

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