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"Mörderische Wahrheiten": Theresa Prammer schickt Fiore wieder auf Mörderjagd

Teresa Prammers neues Buch.
Teresa Prammers neues Buch. ©List Hardcover, Janine Guldener
In "Mörderische Wahrheiten" gerät Ermittlerin Lotta Fiore in private Turbulenzen, während sie einen perfiden Serienmörder jagt.

Graue Shorts, gelbe Leiberl und rosa lackierte Nägel: Alle Leichen weisen dieselben Merkmale auf. Dass damit eindeutig ein Täter in den Fokus rückt, bedeutet in Theresa Prammers Krimi “Mörderische Wahrheiten” aber keineswegs eine schnelle Lösung des Falls. Denn wie es der Zufall will, ist der infrage Kommende kürzlich gestorben. Ermittlerin Lotta Fiore hat aber auch noch ganz andere Probleme.

Diesen begegnet man als Leser gleich zu Beginn: Prammer setzt mit dem zweiten Buch über Fiore knapp einhalb Jahre nach “Wiener Totenlieder” (2014) an, das ihr den Leo-Perutz-Preis der Stadt eingebracht hat. Fiore kann nach den geklärten Morden an der Oper zwar wieder auf ein einigermaßen geregeltes Leben blicken, aber da ist immer noch die Sache mir ihrem Kollegen: Konrad Fürst liegt seit einem fatalen Sturz im Haus am Ring im Koma. Keine Chance also für die mittlerweile als Kaufhausdetektivin tätige Protagonistin, die Beziehung zwischen ihnen beiden näher zu ergründen – gibt es doch die Möglichkeit, dass er ihr Vater ist.

Zwischen privaten Turbulenzen und der Suche nach dem Mörder

Diese Fragestellung muss aber erst einmal hintangestellt werden: Denn der Serientäter, der das Vorgehen eines vor mehreren Jahrzehnten aktiven Mörders imitiert, hat eindeutig Vorrang. Fiore stolpert eher zufällig in die Causa, aber immerhin hat sie mit dem bald zum Polizeipräsidenten aufsteigenden, ihr in tiefer Abneigung verbundenen Krump sowie ihrem Freund (und Vater ihres Kindes) Hannes, der als Kommissar den Fall aufklären soll, zwei direkte Kontakte zur Polizei. Da ist der Nachforschungsdrang schnellt geweckt. In der Folge geht es ein wenig drunter und drüber, bis man sich zurecht gefunden hat in diesem Dickicht aus Bezügen und Verstrickungen, die klarerweise aus den “Totenliedern” herrühren, aber nur knapp skizziert werden.

Prammer braucht aber auch keine großen Erklärungen, sondern fokussiert sich ohnedies lieber auf das Innenleben ihrer Protagonistin, die es alsbald in die Wiener Vorstadt verschlägt. Dort ist die Familie des verurteilten und verstorbenen Mörders ihre scheinbar beste Spur. Und schließlich gibt es da noch eine ominöse Zahlenreihe aus Konrads Notizen, der ursprünglich an der Ergreifung des Täters beteiligt war. Als er glücklicherweise aus dem Koma erwacht, hat die Sache aber einen Haken: Er kann sich an nichts mehr erinnern.

Lang, aber unterhaltsam

Immer wieder wird Fiore, die sich auf eigene Faust in die Ermittlungen hängt und parallel zur Polizei scheinbar alle Fund- und Tatorte beackern darf, dadurch zurückgeworfen. Kaum glaubt sie an eine Besserung des Zustands von Konrad und einen dadurch möglichen weiteren Hinweis, folgt die Ernüchterung auf dem Fuß. Währenddessen driftet die Stadt in Richtung Ausnahmezustand, nachdem die Leiche eines Jugendlichen nach dem anderen auftaucht. Eilig einberufene Pressekonferenzen, hektische Befragungen, Ausgangssperren: Kaum etwas scheint da zu greifen. Stets im Fokus bleibt dabei das betuchte Leben in Wiens grüner Lunge, dürften doch Gegenwart und Vergangenheit mehr gemein zu haben, als zunächst angenommen.

In “Mörderische Wahrheiten” setzt Theresa Prammer ganz auf die Energie ihrer Hauptfigur, der sie allerlei Neurosen und Ticks mitgibt, um sich das Leben möglichst schwer zu machen. Nicht selten würde man ihr am liebsten einen Schubs in die richtige Richtung geben, allen voran im betont schwieriger werdenderen Umgang mit Hannes. Und dennoch bleibt man dran: Die Gräuel mit Wurzeln in der Vorstadt werden spärlich, aber effektiv eingesetzt, bereits bekannte Nebenfiguren dürfen ihre Spleens und Überdrehtheiten genüsslich ausleben. Und mittendrin fühlt man sich als Leser wie in einem durchaus fernsehtauglichen Krimikarussell: Nicht immer lässt sich hier Haltung bewahren, aber unterhaltsam ist diese Runde – trotz einiger Längen – allemal.

(APA, Red.)

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