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Moderator Sepp Forcher gestorben

Sepp Forcher wurde 91 Jahre alt.
Sepp Forcher wurde 91 Jahre alt. ©APA/BARBARA GINDL
Wie der ORF am Sonntag bestätigte, ist Moderatorenlegende Sepp Forcher kurz nach seinem 91. Geburtstag gestorben. Er war vor allem durch die Sendung "Klingendes Österreich" bekannt.

Jahrzehntelang war er mit "Klingendes Österreich" ein verlässlicher Begleiter in den heimischen TV-Wohnzimmern: Nun ist ORF-Moderatorenlegende Sepp Forcher am heutigen Sonntag nur zwei Tage nach seinem 91. Geburtstag gestorben.

Das bestätigte der ORF der APA am Sonntagvormittag. Erst im Frühjahr 2020 hatte er seine TV-Karriere beendet und die Staffel an seinen Nachfolger Hans Knauß übergeben.

Ehefrau verstarb erst vor wenigen Wochen

Erst Ende November war Forchers Ehefrau Helene verstorben, mit der er 65 Jahre lang verheiratet war. In einem am Mittwoch erscheinenden Interview mit dem Magazin "Servus in Stadt & Land" sagte er laut Vorabmeldung: "Meine letzte Sehnsucht ist, dass Helli und ich nicht zu lange getrennt sein müssen. Und dass ich die Tage, die ich noch habe, genießen kann." Seine Frau überlebte Forcher nur um wenige Wochen.

Van der Bellen und weitere Politiker würdigten Forcher

Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Verstorbenen, der "den Fernsehzuschauern unprätentiös die verschiedensten Facetten Österreichs und Südtirols näher gebracht" habe. "Er hat von den Menschen erzählt, die Schönheiten der Landschaften beschrieben und kulturelle Feinheiten präsentiert - und natürlich vor allem die Volksmusik."

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich ebenfalls betroffen: Forcher habe mit "Klingendes Österreich" "wie kein anderer die echte österreichische Volkskultur über Jahrzehnte in die Wohnzimmer und damit in die Herzen der Menschen gebracht". Mit Leidenschaft und Authentizität habe er über Tradition, Brauchtum und Kultur berichtet. "Ich habe ihn außerordentlich geschätzt und es gab zahlreiche Begegnungen mit ihm und seiner Frau Helli. Der Sepp war eine Seele von Mensch, der nie den Boden unter den Füßen verloren hat und Zeit seines Lebens bescheiden blieb", so Schützenhöfer.

"Sepp Forcher hat uns über Jahrzehnte hinweg die Schönheit und Besonderheit unserer Heimat nähergebracht und schätzen lassen", würdigte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) den Verstorbenen am Sonntag. Mit seiner "verbindenden und herzlichen Art" habe er das Land auf vielfältige Weise bereichert.

Trauer um Moderatorenlegende Sepp Forcher

Die Fernsehkarriere des gebürtigen Römers war eine höchst unwahrscheinliche - quasi vom Hüttenwirt zum TV-Star. Forcher, der am 17. Dezember 1930 als Giuseppe Forcher in der italienischen Hauptstadt zur Welt kam und in Sexten (Südtirol) aufgewachsen ist, hat schon in seiner Kindheit die Eltern bei der Arbeit in den Bergen unterstützt. Seit 1940 lebte die Familie in Salzburg, wo man im Tennengebirge eine Hütte bewirtschaftete. Der familiären Leidenschaft folgend, übernahm Forcher schließlich mit Mitte 20 die Pacht einer Schutzhütte in Großarl. Zu dieser Zeit heiratete er auch seine Frau Helene, die ihn stets tatkräftig unterstützte und auch in der späteren Karriere ihres Mannes eine wichtige Begleiterin wurde. Zuvor folgten aber weitere Hütten am Untersberg und am Dachstein, denen sich Forcher widmete, bevor er Anfang der 1970er-Jahre den Platzlkeller in Salzburg übernahm.

Den Bergen blieb er auch in der Folge verbunden, als er u.a. als Bergsteiger und Mineraliensucher tätig war. Seine Arbeit für den ORF begann er mit Radiosendungen wie "Ins Land einischaun" oder "Mit'm Sepp ins Wochenende". Der große Durchbruch folgte schließlich mit dem Format "Klingendes Österreich", das 1986 erstmals auf Sendung. 200 Folgen lang hat Forcher den Zuschauern die Natur und Volkskultur des Landes näher gebracht, die Sendung lebte von der Abwechslung von musikalischen Darbietungen lokaler Gruppen und den prächtigen Naturaufnahmen des Landes.

Späte Pensionierung mit fast 90 Jahren

Dass er von sich selber aufhöre sei "ganz unösterreichisch", wurde Forcher aus Anlass seiner späten Pensionierung mit fast 90 Jahren vom ORF zitiert. "Ich brauche mir von niemanden sagen lassen, 'Sepp lass bleiben, es ist genug'. Der Sepp sagt sich das selber. Und zwar nicht im Sinne eines Bedauerns, sondern voller Freude, dass es mir eben gelungen ist, 200 Mal das zusammenzubringen."

Insgesamt waren bei "Klingendes Österreich" rund 2.000 Volkslied-und Volksmusikgruppen zu erleben, die Forcher bei seinen Wanderungen durch Österreich, Bayern und Südtirol vor entsprechender Kulisse zum musikalischen Austausch traf. Für seine langjährige Moderationstätigkeit wurde er auch mehrfach ausgezeichnet: 1999 erhielt er den Rene-Marcic-Preis, der vom Land Salzburg für publizistische Leistungen vergeben wird. 1993 gewann er eine Goldene Romy. Und über die Jahre hinweg sind auch mehrere Bücher von Forcher erschienen, zuletzt "Das Salz in der Suppe - Vom großen Wert der kleinen Dinge" (2018).

Programmänderung im ORF

Der ORF ändert in memoriam Sepp Forcher sein Programm: ORF 2 zeigt am Dienstag um 20.15 Uhr einen filmischen Nachruf von Elisabeth Eisner. Anschließend steht die 2020 produzierte Dokumentation "Mein Lebensberg - Sepp Forcher und der Großglockner" auf dem Programm. ORF III würdigt Forcher am Mittwoch ab 20.15 Uhr mit insgesamt fünf Sendungen: Zum Auftakt steht eine 2016 entstandene Ausgabe von "André Hellers Menschenkinder" mit Sepp Forcher auf dem Programm. Danach folgt der Zweiteiler "Durchs Land mit Sepp Forcher" (21.20 Uhr 22.10 Uhr). Anschließend ist die erst Anfang Dezember gezeigte "Land der Berge"-Neuproduktion "Menschen und ihre Berge: Sepp Forcher" (23.00 Uhr) zu sehen. Den Abend beschließt das 2020 produzierte "Heimat Österreich"-Porträt "Sepp Forcher - Mein Leben" (23.50 Uhr), in dem auch Weggefährtinnen und Weggefährten zu Wort kommen.

Bereits heute, Sonntag, zeigt ORF 2 um 16.50 Uhr die "Feierabend"-Doku "Sepp Forcher und sein Glaube". ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz würdigte Forcher in einer Aussendung als "eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der ORF-Geschichte" und einen "großartigen Menschen". Forcher sei "der Inbegriff von Tradition, Volkskultur, Authentizität und Unverfälschtheit" gewesen". Sein Tod hinterlasse eine große Lücke - "der ORF wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren".

(APA/Red)

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