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Männer al dente: Quirlige Tragikkomödie aus Italien

Eine derart hintersinnige Sommerkomödie hat das Kino lange nicht gesehen: "Männer al dente" nämlich handelt von weit mehr als nur den titelgebenden Themen "Männern" und "Pasta". Es geht um Selbstverwirklichung, ungelebte Träume, das Bekennen zur eigenen Sexualität, den Gegensatz von Tradition und Moderne.
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Inszeniert hat den quirligen Streifen rund um eine italienische Nudel-Dynastie der türkische Wahl-Römer Ferzan Ozpetek, der sich mit Filmen wie “Hamam – Das türkische Bad” oder “Die Ahnungslosen” einen Namen machte. In Italien selbst geriet sein neues Werk zum großen Erfolg und spielte dort gleich am ersten Wochenende mehr als zwei Millionen Euro ein. In Österreich startet der Film am Freitag.

Fällt es zunächst schwer, sich im vielköpfigen Gewirr einer Großfamilie zurechtzufinden, nimmt einen die Komödie doch schnell ein. Bei einer großen Feier möchte sich der homosexuelle Tommaso (Riccardo Scamarcio), jüngster Sohn der Cantones, endlich outen. In einer wunderbar inszenierten Szene kommt ihm allerdings sein älterer Bruder mit dem Geständnis zuvor, dass er auf Männer steht. Der völlig indignierte Vater (Ennio Fantastichini) erleidet einen Herzinfarkt, und ausgerechnet Tommaso, der viel lieber bei seinem Lover in Rom wäre, muss nun dafür sorgen, dass das komplexe Familiengefüge nicht gänzlich zerbricht. Schließlich will auch die Zukunft der familieneigenen Pastafabrik geklärt sein.

Regisseur Ozpetek, der als Co-Autor auch für das Drehbuch verantwortlich war, gelingt die nicht ganz einfache Melange aus Drama und Komödie. Sein Clash der Kulturen im barocken Lecce am südlichen Rand Italiens lebt zudem vom starken Darsteller-Ensemble, zu dem etwa auch Nicole Grimaudo gehört. Die aparte Sizilianerin (Jahrgang 1980) spielte schon in “Un giorno perfetto” für Ozpetek; in “Männer al dente” gehört sie nun zu den herausragenden Akteuren.

Seit seinem Erstling “Hamam – Das türkische Bad” widmet sich Ozpetek immer wieder der gleichgeschlechtlichen Liebe. Bemerkenswert, mit welcher Leichtigkeit er das Thema nun fortführt, ohne auf Tiefgang zu verzichten. Die Gegenüberstellung von konservativer, süditalienischer Großfamilie und liberalem, urbanem Lebensstil gerät ihm dabei nie zur platten Schwarz-Weiß-Zeichnung. So ist etwa die Großmutter (famos: Ilaria Occhini) weit toleranter als ihr Sohn, das so stolze wie engstirnige Familienoberhaupt. Außerdem dreht sich längst nicht alles ums Coming Out. Tommaso etwa möchte auch seinen Traum vom Schriftstellerleben in Rom verwirklichen.

Eingefangen wird alles von einer agilen Kamera, die behände dem bunten Treiben des Ensembles folgt. In ausgesuchten, von der Sonne Süditaliens durchströmten Bildern versammelt man sich immer wieder um gedeckte Tafeln, die einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. Die variable, mal schwerblütige, mal leichte Musik tut ein Übriges. Dem seit langem in Rom lebenden Regisseur gelingt so auch eine Hommage an die italienische Lebensart. Der trotz seiner knapp zweistündigen Laufzeit kurzweilige Film hat daher sicher gute Chancen, auch nördlich der Alpen Erfolg zu haben.

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