AA

Mladic am Freitag vor den Richtern

Für 10 Uhr ist am Freitag der erste Autritt Ratko Mladics vor dem Tribunal in Den Haag angesetzt. Mladic hat noch keine Anwälte bestellt.

Der frühere Militärchef der bosnischen Serben Ratko Mladic wird am Freitag um 10.00 Uhr zum ersten Mal vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) auftreten. Dies hat am heutigen Mittwoch nun auch UNO-Chefankläger Serge Brammertz auf einer Pressekonferenz in Den Haag bestätigt. Mladic, der seine Anwälte noch nicht bestellt hat, wird laut Belgrader Medienberichten am Freitag einen vom Tribunal bestellten Verteidiger haben. Dem Angeklagten steht entsprechend den Tribunalsregeln das Recht zu, sich zur Anklage erst 30 Tage nach dem ersten Auftreten vor dem Gericht zu äußern.

Die Begegnung mit dem Strafrichter sei für 10.00 Uhr angesetzt, teilte das Gericht in Den Haag am Mittwoch mit. Mladic sei nach seiner Ankunft von einem Arzt untersucht worden, sagte eine Sprecherin des UN-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien. Zum Zustand des 69-Jährigen wollte sie jedoch keine Angaben machen. Unklar war auch, ob der mutmaßliche Kriegsverbrecher bereits mit einem Anwalt sprechen konnte. Mladic könne sich von einer Liste beim Tribunal akkreditierter Anwälte einen Verteidiger aussuchen, sagte die Sprecherin.

Mladic war am Dienstagabend in Rotterdam gelandet und anschließend in das UN-Gefängnis in Scheveningen gebracht worden, nachdem die serbische Justiz einen Berufungsantrag Mladics abgelehnt hatte. Eine mit dem Fall vertraute Quelle sagte der Nachrichtenagentur AFP, Mladic sei in Rotterdam vom Gerichtsschreiber, einem Mitarbeiter von Ankläger Serge Brammertz, dem bosnischen Botschafter in den Niederlanden sowie dem serbischen Konsul empfangen worden. “Er hat viel geredet, er hat ungeheuer viel geredet”, sagte die Quelle.

Mladic ist vor dem Haager Tribunal wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 angeklagt. Er wird vor allem für das Massaker von Srebrenica mit rund 8.000 Toten und die 44 Monate dauernde Belagerung Sarajevos verantwortlich gemacht. Das Massaker von Srebrenica gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Festnahme des früheren Militärchefs der bosnischen Serben Ratko Mladic am vergangenen Donnerstag war nach den Worten von Innenminister Ivica Dacic das Ergebnis langjähriger Ermittlungen über das Netz seiner Helfern. Die Untersuchungen gegen die Helfer Mladic‘ würden fortgesetzt, kündigte Dacic am Mittwoch an. Auch werde ermittelt, auf wessen Hilfe sich Mladic in seinem letzten Versteck im Dorf Lazarevo bei Zrenjanin, nordöstlich von Belgrad, stützen konnte, so der Minister.

Mladic wurde im Haus seines Cousins festgenommen. Nach den Worten Dacic’ wurden am Donnerstag fünf weitere Personen festgenommen, die alle später frei kamen. Ob es einen Prozess gegen sie geben werde, liege an der Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen, präzisierte der Innenminister. In Lazarevo leben mehrere Verwandte des Haager Angeklagten.

Im vergangenen Dezember kamen zehn frühere Helfer Mladic mit einem Freispruch davon. Sie hatten dem Haager Angeklagten geholfen, sich bis Ende 2005 zu verstecken. Die Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen hat inzwischen gegen das Urteil berufen.

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Mladic am Freitag vor den Richtern
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen