Faire Einkommen fordern die Gewerkschaften für die Arbeitnehmer, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Angesichts stockender Kollektivvertragsverhandlungen für knapp 400.000 Beschäftigte haben fünf Gewerkschaften für Mittwochnachmittag (13. Mai) zu einer Demonstration in Wien aufgerufen. Unter dem Motto “Wir verzichten nicht!” wird die Aktion von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Metall-Textil-Nahrung (GMTN), Chemiearbeiter (GdC) und Bau-Holz (GBH) sowie der vida unterstützt.
Die Gewerkschaften erwarten 15.000 Teilnehmer. Treffpunkt ist um 15:30 Uhr am Schwarzenbergplatz, wo sich das Gebäude der Industriellenvereinigung (IV) befindet. Der Demonstrationszug endet um ca. 17:00 Uhr vor der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in der Wiedner Hauptstraße. Dort findet eine Abschlusskundgebung statt, als Redner sind ÖGB-Präsident Erich Foglar, Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel und die Vorsitzenden der fünf aufrufenden Gewerkschaften vorgesehen.
Unmittelbarer Anlass sind die stockenden Kollektivvertragsverhandlungen für rund 400.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In der Elektro- und Elektronikindustrie, in der Chemieindustrie, in der Textil- und in der Papierindustrie, bei den Speditionen und in der IT-Branche spießt es sich zwischen den Sozialpartnern. Die Gewerkschaft befürchtet, dass die Unternehmen die Krise nützen wollen, um die Spielregeln nachhaltig zu verändern. Die Vergangenheit werde bei den Verhandlungen nicht berücksichtigt, sondern nur die Zukunft. Gleichzeitig agieren die Unternehmen in ihrer Dividendenpolitik und bei den Bonuszahlungen, als ob es keine Krise gäbe, lautet der Vorwurf der Gewerkschaft. Vorstöße zu Lohnverzicht und Nulllohnrunden lehnt die Gewerkschaft ab, Damit würde auch der Inlandskonsum und damit die Konjunktur abgewürgt, heißt es.
Die Gewerkschaften wollen mit der Demonstration ein öffentliches Zeichen setzen, um “faire und annehmbare Abschlüsse” zu erreichen. GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian verdächtigt die Arbeitgeber, Lohnabschlüsse in einzelnen Branchen bewusst zu verzögern, um angesichts der Wirtschaftskrise “insgesamt die Abschlüsse niedrig zu halten”. Katzian warnt davor, dass die Arbeitnehmer durch Arbeitslosigkeit, sinkende Löhne und Einschnitte im Sozialsystem dreifach für die Krise bezahlen sollen: “Wer das nicht versteht, dass sich die Menschen das nicht gefallen lassen, der wird ein böses Erwachen haben”, sagte Katzian am Montag im “Ö1-Morgenjournal”
Trotz einer in der Nacht auf Montag erzielten Einigung bei den Druckern, durch die ein drohender Druckerstreik abgewendet wird, ruft auch die Gewerkschaft dieser Berufsgruppe aus Solidarität weiterhin zur Demonstration auf und will am 13. Mai mit dabei sein.