Viele der Christbäume, die er heuer fällen und verkaufen wird, haben vermutlich nur wenige Monate nach ihm das Licht der Welt erblickt. All jene, die er in diesem Jahr gepflanzt hat, werden in rund sieben bis 15 Jahren ein heimisches Wohnzimmer schmücken. Johannes Wölfel hat einen besonderen Beruf gewählt. Der 16-jährige Bregenzer ist Vorarlbergs erster Forstgarten-Facharbeiter-Lehrling. Er ist aber nicht nur in der Weihnachtszeit ein gefragter Mann. Denn neben Christbaumsorten wie Rotfichte, Blaufichte, Weißtanne und Nordmanntanne werden im Landesforstgarten in Rankweil rund 40 heimische Sorten an Nadel- und Laubholzpflanzen gezüchtet. Ein Großteil der Bäume rund 300.000 ist für die Aufforstung und den Schutzwald vorgesehen. Etwa 1000 verlassen jährlich als Christbaum den Forstgarten.
Pflanzen-Fan
Reden, das scheint nicht so sein Ding zu sein. Bäume und Sträucher sind dies dafür umso mehr. Die Arbeit mit Pflanzen hat mir schon immer gefallen. Auch meinem Opa habe ich oft im Garten geholfen, erzählt der 16-Jährige. Als die Stelle in der Zeitung ausgeschrieben war, habe ich mich sofort beworben. Mit Erfolg. Seit Anfang Mai kümmert sich der schüchterne Jüngling zusammen mit zwei erfahrenen Kollegen um die grünen Schätze im Forstgarten. 200 Christbäume hat Johannes bereits gefällt, die Ländle Christbaum-Sterne an den Stämmen befestigt. Das Team ist somit gerüstet für den offiziellen Verkaufsstart am heutigen Montag. Die ersten Kunden waren bereits Anfang Dezember vor Ort, um aus über tausend Bäumen den perfekten auszumachen und zu reservieren bevor es ein anderer tut. Und ein jeder kommt mit ganz eigenen Vorstellungen in den Sulzer Weg 2. Die Auswahl kann manchmal sehr lange dauern und beinahe zu einer Forstgarten-Besichtigung ausarten, bereitet Forstgarten-Chef Andreas Kapp seinen Schützling auf die nicht immer einfachen Kunden vor. Denn schließlich gehöre auch der Verkauf zur Ausbildung. Geduldig sein, lautet hier das Rezept des Lehrlings. Wie der Familien-Christbaum heuer aussehen soll, davon hat Johannes konkrete Vorstellungen. Buschig soll er sein und 1,80 Meter hoch. Und vor allem muss es eine Nordmanntanne sein. Die stechen nicht so und schauen einfach am besten aus.
Ein langer Weg
Doch bis ein Christbaum für den Weihnachtsabend geschmückt werden kann, ist es ein langer Weg. Zunächst müssen Zapfen gesammelt werden und das nicht irgendwo. Denn hierbei gilt ein strenges Auswahlverfahren. Nur in anerkannten heimischen Beständen darf geerntet werden. Schließlich sollen auch die Nachkommen schön und vital sein. Für Christbäume werden Zapfen aus mittleren und höheren Lagen (1200 bis 1600 Meter Höhe) verwendet die wachsen langsamer und sind buschiger. Aus 100 Kilo getrockneten Zapfen erhält man rund zwei Kilo Saatgut. Daraus spießen wiederum 50.000 bis 60.000 Bäume. Die ersten hat der junge Bregenzer bereits ausgepflanzt. Bis erste Fortschritte erkennbar sind, ist jedoch noch etwas Geduld gefragt. Denn die kleinen Bäumchen wachsen im ersten Jahr nur etwa fünf Zentimeter.
ZUR PERSON
Johannes Wölfel
ist Vorarlbergs erster Forstgarten-Facharbeiter-Lehrling
Geboren: 11. April 1994
Wohnort: Bregenz
Ausbildung: Ausbildung zum Forstgarten-Facharbeiter (erstes Lehrjahr) beim Landesforstgarten Vorarlberg Fachberufsschule für Forstwirtschaft in Rotholz/Tirol
Hobbys: Fußballspielen, Skifahren, Schwimmen, Biken
Familie: ein älterer Bruder und eine ältere Schwester