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Mittelalterlicher Hafen in der Wiener Innenstadt entdeckt

Beim Bau einer Tiefgarage wurden die Überreste gefunden.
Beim Bau einer Tiefgarage wurden die Überreste gefunden. ©APA/ROBERT JAEGER
Das Wasser ist zwar verschwunden, doch die Uferbefestigung ist geblieben. Bei Bauarbeiten in der Werdertorgasse 6 in der Wiener Innenstadt wurden die Überreste einer mittelalterlichen Uferpromenade entdeckt.
Bilder der Ausgrabungen

Es wird kein Schiff mehr kommen - da das Wasser seit langem von dort verschwunden ist: In der Werdertorgasse 6 in der Wiener Innenstadt wurde nun jedoch bei Arbeiten eine alte Uferbefestigung entdeckt. Die Stein-Holzkonstruktion aus dem Spätmittelalter befand sich an einem einstigen Altarm der Donau. Sie ist gut erhalten, für Freude bei den Archäologen sorgen auch zahlreiche kleinere Funde.

Die Uferanlage kam bei Arbeiten für eine Tiefgarage zum Vorschein - in einem längst verlandeten bzw. später regulierten Gebiet, in dem schon lange kein Fluss mehr fließt. Der letzte Rest der verzweigten Wasserläufe, der Donaukanal, ist einige Gehminuten entfernt. Früher war das Areal im Bereich der Vorstadtsiedlung im "Oberen Werd", die wohl bis ins 16. Jahrhundert bestand, hingegen stets hochwassergefährdet.

Donau verlief anders als angenommen

Die ausgegrabenen, mehrteiligen Einbauten sollten hier Abhilfe schaffen. Von der Stadtarchäologie wird das Auftauchen durchaus als kleine Sensation gewertet, wie am Dienstag bei einem Lokalaugenschein betont wurde. Die Holzbalken und die Steine zeigen noch gut die Struktur der Befestigung, obwohl auf dem Grund später die Neutorbastion, also ein Teil der Stadtmauer, errichtet wurde.

Außerdem kann die Lage des Gewässers nun genauer verortet werden. "Dieser einzigartige Fund gibt Hinweise darauf, dass der Altarm der Donau anders verlief als bisher angenommen. Ein großer Erfolg der Stadtarchäologie, der dazu beiträgt, älteren Versionen der Stadt ein feineres, authentischeres und korrekteres Gesicht zu verleihen", erläuterte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).

Uferstreifen diente auch als Mülldeponie

Dass der Uferstreifen offenbar auch als eine Art Mülldeponie diente, ist aus archäologischer Sicht ein Glücksfall. Von diesem zeugen zahlreiche Funde, die inzwischen bereits 30 Bananenschachteln füllen, wie die archäologische Projektleiterin Ingrid Mader berichtete. Ausgegraben wurde etwa ein noch relativ scharfes Eisenmesser sowie eine Schere und weitere Werkzeuge, die bei der dort anscheinend weitverbreiteten Lederproduktion zum Einsatz gekommen sein dürften.

Auch Lederwaren selbst bzw. deren Reste sind in großer Zahl zu finden. Als Highlight gilt hier ein relativ gut erhaltener Schuh. Weiters sind Holzlöffel, unzählige Tierknochen und sogar ein Armbrustbolzen entdeckt worden. Teile der Ausgrabungsstätte sind zudem mit Weintraubenkernen regelrecht übersät. Das deutet darin, dass Maische einst dort entsorgt wurde.

Die städtischen Archäologen widmen sich derzeit intensiv der Fundstätte. Die mittelalterliche Uferpromenade dauerhaft zu zeigen, wird aber nicht möglich sein, da darüber die Garage bzw. ein Wohnhaus errichtet wird. Die Bauherren haben jedoch angekündigt, im Foyer einige der Fundstücke auszustellen.

(APA/red)

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