Mit Psychologie gegen Raser

Die Anzahl der Toten und Verletzten im Wiener Straßenverkehr ist im Vergleich zu 1998 gestiegen. Die Exekutive sagt Rasern daher jetzt verstärkt den Kampf an. Neben eigenen Planquadraten soll ein in Österreich einzigartiges Pilotprojekt für mehr Sicherheit sorgen:
Mit einem “Raser-Organmandat” wollen Polizeipräsident Peter Stiedl und der Generalpräsident der Wiener Sicherheitswache, Franz Schnabl, Lenkern mit “Bleifuß” die möglichen Folgen ihres Vergehens drastisch vor Augen führen.

Das “Raser-Organmandat” wird all jenen Verkehrsteilnehmern in die Hand gedrückt, die mehr als 20 km/h schneller unterwegs waren als erlaubt. Auf der Rückseite zeigen Fotos die schrecklichen Folgen von Unfällen, erläutert durch einen anonymisierten Begleittext, der ein wahres Unglück erzählt. “Heinrich A. fuhr nur dann schneller, wenn sonst keine Autos auf der Straße zu sehen waren”, ist da etwa zu lesen: “Elke K., 7 Jahre, hatte er zwischen den geparkten Autos zu spät gesehen. Elke K. ist tot.”

Ab Montag bis Freitag werden Sonderplanquadrate in der Leopoldstadt, Favoriten, Rudolfsheim-Fünfhaus, Floridsdorf und Donaustadt durchgeführt. Das sind laut Polizei jene Bezirke, in denen heuer der stärkste Anstieg an Verkehrsunfällen registriert wurde. Natürlich kommen dabei nicht nur die “Raser-Organmandate” und Radarmessgeräte, sondern auch Alkomaten zum Einsatz.

29 Menschen sind im ersten Halbjahr 1999 in Wien bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, 3.930 Personen erlitten Verletzungen, erläuterte die Exekutive heute, Montag, bei einer Pressekonferenz in Wien. Das sei bereits um ein Todesopfer mehr als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. “Geschwindigkeitsüberschreitungen sind die Todesursache Nummer eins auf den Straßen”, sagte Stiedl. Österreichweit sei 1998 zu schnelles Fahren an 38,5 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle schuld gewesen, in Wien betrage der Anteil 30,8 Prozent.(30.8.99)