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Mit Pinsel und Blattgold

Dornbirn - Am Donnerstag um 10 Uhr öffnet die Gloria ihre Pforten. Auch der Kirchenmaler Michael Fetz stellt aus.

Für drei Tage hat Michael Fetz den Pinsel niedergelegt. Stattdessen erklärt er den Besuchern der Kirchenmesse Gloria in Dornbirn geduldig, wie man verblichene Farben wieder auffrischt, und natürlich die Sache mit dem Gold. Er sieht sich selber noch als Handelsschüler an der Seite des Vaters, wie er damals in der Barockkirche in Au das Klebemittel aufgetragen und dann das spätbarocke Blätter- und Rankenwerk vergoldet hat. Heute, zahlreiche Akademien und Schulen später, ist die Leidenschaft noch immer nicht erloschen. Im Gegenteil.

Eine Partie restauriert

Zwar zählt der Umgang mit Blattgold nicht zu den alltäglichen Herausforderungen des Alberschwender Malers. „Fetzcolor lebt von ganz normalen Malerarbeiten.“ Aber seit 30 Jahren hat das Unternehmen „immer eine Partie in Restaurierung und Vergoldung draußen“. Was reizt ihn daran? „Keine Arbeit ist breiter gefächert“, gerät Fetz ins Schwärmen. „Jedes Objekt birgt etwas total Neues.“ Jede Putte, jede Säule erzählt von einer anderen Arbeitstechnik. Vermutlich steht ihm noch einmal St. Leonhard in Au vor Augen. Die Kirche wurde 1390 im gotischen Stil erbaut und Ende des 18. Jahrhunderts barockisiert. Was Auer Werkmeister damals schufen, müssen Malermeister wie Fetz heute von Zeit zu Zeit wieder instand setzen. Kein Wunder, dass Stilkunde zu den Hauptfächern seiner Ausbildung zählte. Aber es geht auch bescheidener. In der Müselbacher Kirche hat das Team von Fetz gerade zwei Bilder freigelegt, aus 1888 und 1940. „Da war fast nichts mehr erhalten. Wir haben sie völlig nachgezeichnet.“ Fetz hat in Mailand, Venedig und Baden gelernt, Fresco, Secco und Sgraffito studiert. Er restauriert seit zehn Jahren in Zusammenarbeit mit Rieger Orgelbau in Schwarzach die bemalten Holzgehäuse der riesigen Ins­trumente. „Das hat uns vor drei Jahren sogar nach Jerusalem geführt“, es galt eine alte Orgel zu vergolden. Nur ein Wunsch blieb Michael Fetz bislang verwehrt. Etwas Eigenständiges, Neuartiges schaffen würde er gern. Die Technik von heute böte ja „unheimliche Möglichkeiten“. Fast hat man den Eindruck, dass der Alberschwender Entwürfe für eine eigene, moderne Kirchenraumgestaltung schon im Herzen trägt, aber dann fügt er an: „Wo wird heute noch eine moderne neue Kirche gebaut?“

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