AA

Mit freier Presse gegen Armut und Aids

Diese Meinung äußerten Prominente wie der Dalai Lama, Rocksänger Bono und Weltbankpräsident James Wolfensohn zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai.

Sie engagieren sich für die Freiheit der Medien in Interviews und Artikeln auf der Webpage des Weltverbandes der Zeitungen (WAN).

Seit Jahren erfährt die Öffentlichkeit immer an diesem von den Vereinten Nationen 1991 ausgerufenen Gedenktag, wie schlecht es um die Freiheit der Berichterstattung in vielen Ländern bestellt ist. Medienverbände, Politiker und Verleger legen traurige Zahlen vor:

Journalisten werden weltweit eingesperrt, eingeschüchtert, bedroht oder auch ermordet. In Krisen- und Kriegsgebieten – wie seit einem Jahr im Irak – leben Berichterstatter besonders gefährlich.

In diesem Jahr machen sich Persönlichkeiten ganz unterschiedlicher Prominenz bei WAN für die Pressefreiheit stark. Bono, Frontmann der Gruppe U2, engagiert sich seit Jahren für den Kampf gegen Armut und Aids in Afrika. Eine freie Presse und gute Journalisten würden gebraucht, „um den Statistiken des Todes Leben einzuhauchen”, sagt er im Interview. Dass die HIV-Verbreitung in Sambia sich bei 20 Prozent eingependelt habe – damit könne kaum jemand etwas anfangen. „Wenn man aber erklärt, dass eine junge Schwangere nur deswegen, weil es an ein paar Spritzen im Wert von 50 Cent mangelt, ihr Kind bei der Geburt mit HIV infiziert, wo sie ihm doch nichts weiter schenken will als das Leben – das trifft.”

Auch der Dalai Lama wünscht sich freie und unzensierte Medien, weil sich nur so Freiheit und Demokratie ausbreiten können. Allerdings, so bemängelt er, gelte das Interesse allzu häufig dem Negativen: Wenn sich eine Katastrophe in Neu-Delhi, New York, Paris oder Moskau ereigne, werde dies sofort als wichtig betrachtet. Dass sich aber Organisationen und Einzelpersonen Tag für Tag um viele Tausende kleiner Kinder, um Alte und Kranke kümmern – „das halten wir für selbstverständlich, daher ist es nicht wichtig für die Medien”. Die Welt sei entgegen einem verbreiteten Eindruck nicht schlechter, sondern „während des vergangenen Jahrhunderts viel besser” geworden. „Die Menschheit wird reifer und erfahrener, aber viele Menschen bekommen wegen der Berichterstattung den gegenteiligen Eindruck.”

Dass Pressefreiheit auch einen direkten Einfluss auf Wohlstand und eine freie Gesellschaft haben kann, betonen Weltbankpräsident Wolfensohn und der Wirtschafts-Nobelpreisträger Amartya Sen. Es sei kein Zufall, dass es noch nie eine wirkliche Hungersnot in einem unabhängigen Staat mit demokratischer Regierungsform und relativ freier Presse gegeben habe, schreibt Sen. Er selbst erlebte als Kind die Hungerkatastrophe in Bengalen von 1943, der Millionen Menschen zum Opfer fielen. Wegen der Pressezensur in Britisch-Indien erfuhr nicht einmal das britische Parlament von den entsetzlichen Zuständen. Erst als ein mutiger Chefredakteur sich über die Vorschriften hinwegsetzte und in drastischen Berichten und beißenden Kommentaren die Lage schilderte, gab es erst hitzige Parlamentsdebatten und dann Hilfsaktionen.

Auch gegen Korruption – eine wesentliche Ursache für die ungleiche Verteilung des Wohlstands in der Welt – kann die freie Presse einiges erreichen, schreibt Wolfensohn. Er zitiert Weltbank-Studien, nach denen die Korruption dort am wirksamsten bekämpft wird, wo die Medien die größte Freiheit genießen. Entsprechend dem diesjährigen Motto „Pressefreiheit zahlt sich aus” trügen freie Medien zu wirtschaftlichem Fortschritt bei, thematisierten die großen Ungleichgewichte zwischen Reich und Arm und leisteten damit einen wichtigen Beitrag dazu, dass Armut weltweit verringert werden könne.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Mit freier Presse gegen Armut und Aids
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.