Da werden Erinnerungen wach. Dazu braucht er gar nicht erst auf die Notensammlung mit Weihnachtslieder zu blicken, die in seiner heimeligen Stube herumliegt. “Ja, ich spiele gerne.” Waisenblasen ist Teil im reichhaltigen Repertoir des Musikanten, dessen Leben mit dem Flügelhorn praktisch vorgezeichnet war. Notenhalter Schon als kleiner Bub zog es ihn magisch zur “Musig”. “Ich erinnere mich, wie stolz ich war, als ich den Musikanten die Noten halten durfte”, erzählt Netzer. Im zarten Jugendalter von 16 wurde er dann selbst ein Musikant.
“Meine zwei Onkel, die dort spielten, haben mich natürlich beeinflusst.” Ganz am Anfang spielte er Trompete und wechselte erst danach zum Flügelhorn. Jenem Instrument, “das zum tragenden Element der Melodienführung taugt”, wie sich Netzer ausdrückt. Anektoten über musikalische Erlebnisse fallen ihm zahlreiche ein. Zum Beispiel, wie er früher in einer Schnapsbrennerei gemeinsam mit einem Bregenzerwälder Knecht übte. Oder die Ständchen, die man gemeinsam manch einem reizenden Mädchen darbrachte. Oder das Weihnachts- und natürlich Adventblasen.
Spontane Auftritte
Dazu gesellen sich zahlreiche spontane Auftritte in privatem Kreis. “Wenn es halt gepasst hat.” Es passte oft. Eine gesellige Runde, das Flügelhorn des Rudi Netzer, dazu vielleicht noch eine Trompete und einen Bass dann ist die Welt in Ordnung. Rudi Netzer sieht sich der traditionellen Blasmusik verpflichtet, kann aber auch verzückt innehalten, “wenns einmal jazzig wird. Auch wenn ich andere Musikrichtungen nicht wirklich suche”. Für die Schwarzacher Bürgermusik hat der dreifache Vater und fünffache Großvater viel geleistet.
“Sieben Jahre lang war ich Obmann. Irgend ein Amt hatte ich bei der Musig immer.” Die Bürgermusik liegt dem Pensionisten immer noch am Herzen, auch wenn er dort nicht mehr an allen Auftritten beteiligt ist. Er hat die “Musig” als Teil gelebter Dorfkultur verinnerlicht. Jetzt freut er sich, dass bald einer der Enkel in seine Fußstapfen tritt.
Tägliches Üben
Rudi Netzer ist stolz darauf, auswendig und ohne Noten spielen zu können. Jetzt, als Pensionist, hat er auch mehr Zeit zu üben. “Es ist wie wenn du joggen gehst. Das Spielen wird zu einer angenehmen Gewohnheit. Und natürlich ist es so: Je mehr du spielst, desto besser bist du.” Rudi Netzer hat seinen Arbeitsdrang insgesamt etwas gezügelt. Nur beim Flügelhorn-Spielen kennt er kein Zurückstecken. Es könnte ja jederzeit ein Kumpel kommen und sagen: “Komm Rudi, wir gehen spielen.” Und dann ist Rudi bestens gerüstet.