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Mit Blick fürs Wesentliche

Allein in Vorarlberg erkranken jährlich fast 200 Frauen an Brustkrebs. Irmgard Mattweber war eine von ihnen. Sie erhielt 1999 die erschütternde Diagnose.

„Jetzt ist alles in Ordnung“, sagt sie und legt die Betonung bewusst auf „jetzt“. Denn

die Erkrankung hat Irmgard Mattweber gelehrt, wachsam zu bleiben. Was den Krebs angeht, aber mehr noch was die Dankbarkeit dem Leben gegenüber betrifft. „Es mag klischeehaft klingen, doch eine solche Erfahrung schärft den Blick für das Wesentliche.“ Sie will ihn nicht mehr verlieren.

Großes Vertrauen

Irmgard Mattweber konnte den verhängnisvollen Knoten tasten. „Er war schon ziemlich groߓ, erinnert sich die 56-jährige Hörbranzerin. Und das Gefühl, mit dem sie zum Röntgen ging, entsprechend schlecht. Die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern täuschte sich nicht. Doch der Schreck währte nur kurz. „Ich hatte sofort großes Vertrauen in die Ärzte und die Behandlung“, erzählt Irmgard Mattweber. Geholfen haben ihr aber auch der tiefe Glaube, Familie und Freunde und eine grundsätzlich positive Einstellung zu den vielschichtigen Dingen des Lebens. „Natürlich gibt es Momente, in denen man sehr allein ist“, will die ehemalige Religionslehrerin nichts schönreden. Zumindest die Wanderung durch das tiefe Tal, in das viele nach einer Krebsdiagnose fallen, blieb Irmgard Mattweber erspart.

Nicht jedoch eine mühselige und kräfteraubende Behandlung. Acht Monate dauerte die Prozedur. Zuerst vier Chemotherapien, dann eine Operation, und anschließend wieder vier Chemotherapien. Schon nach der zweiten Infusion fielen ihr sämtliche Haare aus. Der Blick in den Spiegel wurde zur Qual. Irmgard Mattweber tröstete sich damit, dass es nicht auf das ankommt, was zurückblickt. Sie lernte, Wichtiges von weniger Wichtigem zu trennen. „Man entwickelt ein besseres Gespür.“

Austausch

Ganz wesentlich war für Mattweber die Nachsorge in einer Klinik in Scheidegg, wo die ganze Thematik noch einmal gründlich aufgerollt und in der Folge ebenso gründlich aufgearbeitet wurde. „Während der Behandlung im Spital will man ja eigentlich gar nicht alles wissen“, schildert sie ihre damaligen Empfindungen. Auch der Austausch mit Betroffenen in der Selbsthilfegruppe (www. frauenselbsthilfe.at) tut ihr gut. Man trägt einander. Sogar noch Jahre danach. Lebenslust und Optimismus sind Irmgard Mattweber geblieben. Nur die Energie von früher kehrte nicht mehr zurück. Sie ist weniger belastbar. „Dafür habe ich mehr Geduld“, sagt sie lachend. Und resümiert dankbar: „Es passt so wie es ist.“

ZUR PERSON

Irmgard Mattweber Geboren: 14. März 1950 in Hörbranz Wohnhaft: Hörbranz, verheiratet, 2 Kinder, 2 Enkelkinder Beruf: Religionslehrerin a. D. Hobbys: Lesen, Musik, Wandern

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