An malerischen und kuscheligen Hotelanlagen vorbei geht es im Zentrum von Bezau leicht den Hang hinauf, um vor einem aufsehenerregenden Baukörper ungläubig staunend festzustellen: Dies war einmal ein Gebäude aus dem Jahr 1968. Ja, wir haben uns hier unseren Haustraum erfüllt, erklärt Bauherr Gerhard Steurer, der als Chef der Bezauer Bergbahnen mittlerweile seinen Arbeitsplatz in komfortablerer Nähe wähnt, als noch zu früheren Zeiten, in denen er ins Kleinwalsertal pendelte. Hausherrin Gabi bekräftigt: Wir haben eine traumhafte Ruhe, sind im Grünen und doch mitten im Dorf. Das Grundstück erlaubt den Blick in alle Richtungen, das Frühstücken auf der Terrasse ist jedes einzelne Mal purer Genuss.
Dabei findet sich in dem modernen, leicht wirkenden Objekt mehr von dem Bestandsgebäude wieder, als man ahnen würde. Die Substanz des zum Umbauzweck 2009 angekauften Einfamilienhauses war gut, die Raumaufteilung wurde von Steurers sogar belassen. Das Garagentor ist in die dunkle Lärchenholzfassade integriert, im Erdgeschoss befinden sich Kinderzimmer und die Einliegerwohnung für Oma, die zeitweise hier logiert. Neben der Garage bieten großzügige Abstellräume viel Platz für einen Fuhrpark von Fahrrädern, Spiel- und Freizeitgeräten. Gabi Steurer: Wenn ich vor 15 Jahren gebaut hätte, hätte ich ganz andere Bedürfnisse gehabt. Nun weiß ich genau, was für eine Qualität es hat, wenn ich Türen schließen kann und Wohnbereiche separiert werden. Deswegen haben wir die Aufteilung in der zweiten Wohnebene Küche, Esszimmer, Stube (Bibliothek) auch belassen. Die Schiebetüren sind meist offen und werden nur bei Bedarf genutzt. So bestehen Rückzugs- wie Freiräume. Die einen können mit Gästen ein Abendessen und ein Glas Wein genießen, während die anderen sich es vor dem Fernseher gemütlich machen. Gerhard Steurer: Wir wollten immer ebenerdig raus aus dem Wohnraum. Aufgrund des Altbestandes bot sich dies hier an. In den Hang hinein wurde durch die Terrasse samt Pool diese Ebenerdigkeit geschaffen, hinter dem Haus liegt die Wiese mit dem kleinen Gemüsegarten und vorne Richtung Dorf ein Trampolin für die Töchter.
Die dritte Wohnebene gehört hingegen ganz den Eltern. Hier befinden sich Schlaf- und Ankleidezimmer, Fitnessraum, Sauna, das großzügige Bad, ein clever situiertes Wäschezimmer und eine weitere großzügige Terrasse. Dass das Haus durch optimale Dämmung, kontrollierte Be- und Entlüftung, einer mit knapp 20 m2 auf dem Dach installierten Solaranlage zur Heizungsunterstützung und Poolbeheizung und einem jährlichen Heizwärmebedarf von 20 kWh pro Quadratmeter mittlerweile beinahe Passivhausstandard erzielt, macht die Bauherren stolz. Wir wussten genau, was wir wollten, so die erfahrenen Traumhaus-Besitzer. Wir legten auch sehr großen Wert auf die Verwendung von heimischen Materialien sowie die Verarbeitung durch heimische Firmen. Im kompletten Haus waren Bregenzerwälder Unternehmen tätig. Gerhard Steurer: Für uns ist die Nachbetreuung wichtig. Wenn irgendetwas sein sollte, rufe ich an und eine Viertelstunde später steht der Dachdecker, Tischler etc. vor meiner Tür. Auch das ist eine besondere Qualität!
DATEN & FAKTEN
Einfamilienhaus in Bezau, Familie Gabi und Gerhard Steurer mit Paula (14) und Clara (13)
Grundstücksfläche: 1057 m2 Wohnfläche: 150 m2 Einliegerwohnung: 50 m2
Architektur: Dipl.-Ing. Helmut Pfandl; archmp moosbrugger pfandl zt GmbH, Dornbirn
Planungszeit: (Erwerb des Altbaues 2009) 1 Jahr
Baubeginn: März 2010
Einzug: November 2010
Ausführender Holzbaubetrieb: Kaspar Greber Holz-und Wohnbau GmbH
Energie: Öl und Solaranlage mit Heizungseinbindung; kontrollierte Be- und Entlüftung mit WRG; Energiekennzahl kWh/m2a (bei geheizten Gebäuden) 20 kWh/m2a
Konstruktion: Das Einfamilienhaus (Bj. 1968) in Hanglage in Bezau wurde den heutigen Ansprüchen an modernes Wohnen, Wärmeschutz und Gebäudetechnik angepasst. Die Raumaufteilung des Bestandes wurde in Unter- und Erdgeschoss bewusst beibehalten. Das Obergeschoss wurde anstelle des früheren Dachgeschosses als 3. Wohnebene aufgesetzt. Die Entscheidung für das Material Holz lag auf Grund der Gewichtsreduktion, dem hohen Vorfertigungsgrad und der schlanken Konstruktionen selbst bei hohen Dämmdicken auf der Hand. Das zum Hang und weit nach Westen auskragende, neue Obergeschoss schirmt gegen unerwünschte Einblicke ab, und definiert einen überdachten, den Wohnräumen im Erdgeschoss vorgelagerten Außenraum, welcher durch die Wasserfläche begrenzt wird. Im Erdgeschoss wurden vorgehängte Holzelemente an bestehende Ziegelwände montiert.