Drüben schreit der Bauleiter Anweisungen in den Motorenlärm. Hier, in der Grabungsstätte, fotografiert Grabungsleiter Johann Pöll von einer Leiter herab, was die Archäologen freigelegt haben. Das also ist ihre Welt. Kleinarbeit. Gebückt. Und dreckig. Hat sie sich das so vorgestellt?
Julia Kopf blinzelt in die Sonne, als verstünde sie die Frage nicht. Wie, vorgestellt? Die Feldkircherin hat schon mit 14 gewusst, dass sie Archäologin werden würde. Weil der Lateinlehrer so packend zu erzählen wusste. Weil man Asterix in Latein las. Da sind spätere Ernüchterungen nicht vorgesehen.
Grabungen
So fand sie denn auch das Institut für klassische Archäologie auf Anhieb sehr familiär mit nur 100 Vollzeitstudenten. Und doch auch umtriebig mit Lehrgrabungen in Aguntum (nahe Lienz) und Pompeji, in Xanten und im Golf von Bari.
Und jetzt in Rankweil-Brederis? Aber da mischt sich zu Unrecht leiser Spott in die Frage. Denn die provinzialrömische Archäologie birgt vielleicht mehr Geheimnisse in sich als die längst erforschten zentralen Stätten des Altertums. Hier liegt noch terra incognita , unerforschte Erde. Sagt’s und kehrt wieder zu ihrer Ascheschicht zurück.
Den Boden des römischen Badehauses, das die Fertigstellung des Rankweiler Golfplatzes verzögert, zierte einst eine Hypokaustenheizung. Durch Röhren zirkulierte erwärmte Luft in Boden und Wänden. Heute greift man wieder dankbar auf diese Ideen zurück, als es etwa in der Landesbibliothek galt, den großen Kuppelsaal gleichmäßig zu erwärmen.
Längst rausgerissen
In Brederis ist nichts mehr davon übrig. Den alten Boden hat man offenbar schon Ende der Antike rausgerissen und die kostbaren Ziegel anderweitig verwendet. Dennoch gibt sich Julia Kopf mit der Aschenschicht alle Mühe. Und sei’s nur, um darunter die Vertiefungen zu erfassen, in denen einst die Pfeiler der Bodenheizung standen. Wie vernarrt muss man sein, um das zu mögen? Aber die Frage hört sie längst nicht mehr. Drüben brüllen die Bagger. Und sie ist mit Kratzen und Schaben viel zu beschäftigt.
ZUR PERSON
Julia Kopf
Beruf: Archäologin
Geboren: 21. September 1981 in Feldkirch
Familie: ledig
Ausbildung: Gymnasium, Studium der klassischen Archäologie
Laufbahn: Derzeit an der Diplomarbeit