Mit 73 noch als Friseur aktiv

„Suppers Helmut“ denkt nicht daran, mit der Arbeit aufzuhören
Möglichst früh den „verdienten Ruhestand“ anzutreten ist heute für viele ein wichtiges Ziel. Anders „Suppers Helmut“, Friseur Helmut Gehrer in Höchst, Jahrgang 1938: Er möchte am liebsten erst dann zu arbeiten aufhören, „wenn ich einen Meter unter der Erde liege.“ Er dürfte der wohl älteste aktive Friseur in weitem Umkreis sein.
1952 hat Helmut Gehrer die Lehre bei seinem Vater begonnen, damals im kleinen Friseurgeschäft in der alten „Linde“ in Höchst. Am 4. Oktober 2011 konnte der Friseurmeister seinen 73. Geburtstag begehen – natürlich bei der Arbeit im Herrensalon an der Franz-Reiter-Straße. Er kann auf viele Stammkunden zählen, die sich seit Jahrzehnten bei Helmut bedienen lassen. Gibt es einen, den er seit 1952 betreut? „Ja, den Oskar von Brugg. Der ist schon über 90 und kommt immer noch. Ich bin meinen zahlreichen treuen Stammkunden sehr dankbar!“
Muss er ab und zu kurz aussetzen beim Haare schneiden, weil gerade jemand im Friseursalon einen Lottoschein oder ein Lotterielos kaufen möchte, stört das die Kunden nicht – es pressiert nicht im Herrensalon Gehrer.
„Entenfüdla“
Als Helmut Gehrer damals in die Fußstapfen seines Vaters trat, kamen gerade die ersten Elvis-Frisuren auf. Hinten ragte der Schlurf, er wurde mittig geteilt – „Entenfüdla“ hieß diese Kreation. Er war immer auf der Höhe der Zeit, der Friseur in Höchst. Davon zeugen vier 2. Plätze bei Landesmeisterschaften, ein 4. Platz im „Bodenseecup“ der Haarkünstler anno 1973 auf der „Vorarlberg“ und etliche weitere Auszeichnungen. Als Mitglied in der Innung und Fachmann bei den Gesellprüfungen gab er sein Wissen weiter.
Vor beinahe 60 Jahren kamen auch in Vorarlberg die ersten elektrischen Haarschneidemaschinen auf den Markt. Davor musste händisch getrimmt werden. Ob das schmerzte in der Hand? „Eher die Kunden am Kopf, wenn es wieder einmal gerupft hat“, lacht der erfahrene Figaro. Einige dieser Geräte hat er noch ausgestellt im Herrensalon.
Mehrere Jahre war der heute 73-jährige auch beim Schminken der örtlichen Theatergruppe gefragt. Deutlich weniger gern rasierte er Verstorbene für die Aufbahrung. „Damit musste ich aufhören, da habe ich nachts davon geträumt.“ Da ist ihm sein Beitrag als Bass im Chor St. Johann, Höchst, erheblich lieber.
Suppers Helmut
Inzwischen schneidet und frisiert er seine Kunden flott und akkurat wie eh und je. Für eine rasche Zigarette zwischendurch und einen Plausch vor der Haustüre ist ebenfalls Zeit. Natürlich weiß Helmut Gehrer auch, woher sein Hausname „Suppers“ kommt. „Das war meine Großmutter, die Anna. Eigentlich gehören wir ja zur Sippe der ,Tones Seppar’. Aber sie hat im 1. Weltkrieg bei der Suppenausgabe an die Bedürftigen geholfen und war plötzlich ,Suppers Anna’. Und der Name ist uns geblieben.“