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Mistaken For Strangers - Kritik und Trailer zum Film

Innerhalb von Familien gibt es ganz unterschiedliche Musikgeschmäcker. So auch bei Matt und Tom Berninger. Ersterer ist Sänger der erfolgreichen Indie-Rock-Gruppe The National, bekannt etwa für die markante Bariton-Stimme des Frontmanns. Tom, der Jüngere der beiden, steht eher auf Heavy Metal und ist zudem leidenschaftlicher Amateur-Horrorfilmer.

Tom Berninger findet es scheiße, Matt als Bruder zu haben. Denn Matt ist als Leadsänger von The National ein Rockstar. Und Tom lebt mit Anfang 30 noch bei seinen Eltern. Als ihn der große Bruder auf Tour mitnimmt, sieht der Amateurfilmemacher seine Chance gekommen, eine Rock-Doku zu drehen. Geworden ist “Mistaken for Strangers” eine tragikomische Geschichte zweier Brüder. Ab Freitag im Kino.

Film über ein ungleiches Brüderpaar

Matt Berninger ist der einzige bei The National, der nicht mit Bruder auf der Bühne steht – als Leadsänger von den Brüderpaaren Aaron und Bryce Dessner sowie Scott und Bryan Devendorf umgeben, sitzt sein neun Jahre jüngerer Bruder Tom nur planlos und ledig im Elternhaus, hört Heavy Metal und dreht Horrorkurzfilme. Um mit ihm Zeit zu verbringen, seine Kreativität anzuregen und ihn Verantwortung zu lehren, nimmt Matt ihn 2010 auf die Europatournee zum der Band gerade den endgültigen Durchbruch bescherenden “High Violet”-Album mit. Doch Tom hat was Anderes im Sinn – und seine Videokamera im Gepäck. Er will alles festhalten: Sex mit Groupies, Kokain im Backstagebereich, Zusammenbrüche auf der Bühne. Doch: Fehlanzeige.

Wie soll Tom eine Doku über eine Indierockband auf Tour drehen, wenn so gar nichts passiert, der Frontmann ständig angespannt ist und dessen Bandkollegen wahnsinnig schüchtern sind? Dass Tom nicht für einen Doku-Dreh, sondern als Assistent des Tourmanagers dabei ist, vergisst dieser mitunter – und so vernachlässigt er seine Aufgaben, betrinkt sich im Tourbus, geht der Crew mit seiner Kamera auf die Nerven und wird schließlich gefeuert. Der große Bruder ist wenig begeistert – und lädt Tom trotzdem ein, seinen Film in dessen Haus mithilfe seiner Ehefrau, der Autorin Carin Besser, in Brooklyn fertigzustellen. Als dann auch das Test-Screening vor Freunden und Familie nicht hinhaut, muss ein neues Konzept her – und der schon zutiefst depressive Tom wirft all seine Pläne um, und macht sich als Versager-Bruder eines Rockstars zum Mittelpunkt seines eigenen Films.

Kritik zu “Mistaken For Strangers”

Nun muss man dem sympathisch-verpeilten Metalhead nicht glauben, dass er diesen Entschluss erst an dieser Stelle fasst. Tatsächlich wird von Anfang an die Kamera auf ihn gerichtet – mal durch ihn selbst im wackligen Homevideo-Stil, mal durch einen unbekannten Dritten. Die Brüder-Beziehung ist in fürsorglichen wie schwierigen Momenten zwischen den beiden ebenso Thema wie in Interviews mit den Bandmitgliedern und schließlich den Eltern zuhause in Cincinnati.

Das sollte man aber außen vor lassen und “Mistaken for Strangers” (benannt nach einem Song der Band) als das nehmen, was es ist: Als wunderbar verschrobene, ans Herz gehende Komödie über zwei ungleiche Brüder, deren Bande auch allen Widerspruchs zum Trotz nicht reißen. Und als erfrischend andere Musik-Doku abseits ästhetisierter Selbstvermarktung abgehobener Bands, gestaltet von einem auf Mitleid hoffenden Metalhead, der Indierock für “prätentiöse Scheiße” hält. Wenn Matt Berninger etwa bei einem Telefoninterview zum vermutlich tausendsten Mal über die Anfänge der Band sinniert, gibt sich Tom vor der Kamera schrecklich gelangweilt und stellt später lieber die Fragen, die ihn wirklich interessieren: Etwa, ob die Musiker eigentlich ihre Personalausweise dabei haben, wenn sie auf der Bühne stehen.

Fans von The National kommen mit Konzertausschnitten dennoch auf ihre Kosten – nicht zuletzt bei einer großartigen Schlusssequenz, die die beiden Brüder gemeinsam auf der Bühne zeigt: Matt mit dem Mikro durch den Saal stürmend, und Tom als Security dessen Kabel tragend.

Trailer zu “Mistaken for Strangers”

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