Erneut berichtet die Wiener Wochenzeitung Falter in der morgen Mittwoch erscheinenden Ausgabe die vertraulichen Zeugenprotokolle junger Psychologinnen, die vom Justizministerium in der Justizanstalt Karlau beschäftigt werden. Die Frauen beklagen massive sexuelle Übergriffe durch den Chef des psychologischen Dienstes sowie seinen Stellvertreter.
Übergriffe in der Justizanstalt Karlau
So sollen Frauen nicht nur – gegen ihren ausdrücklichen Willen – an ihren Geschlechtsteilen berührt worden sein. Sie gaben auch zu Protokoll, dass sie ein Vorgesetzter vor allen Kollegen an die Brüste gefasst oder sie als Untergebene mit ordinären Ausdrücken belästigt und zum Sex aufgefordert habe. Der stellvertretende Leiter des psychologischen Dienstes soll darüberhinaus immer wieder mit nackten Oberkörper in seinem Büro stehen, um sich dort zu waschen.
Er lasse sich auch in der Dienstzeit mit einer Zigarre im Mund am Fenster bräunen. Er soll Häftlinge als “Kreaturen” bezeichnet haben und für einen mysteriösen Todesfall mitverantwortlich sein. Eine Mitarbeiterin sagte aus, sie sei durch die Übergriffe derart traumatisiert, dass sie fast keine sozialen Kontakte mehr pflegen könne. Sie kündigte ihren Job.
Beschuldigte bestreiten Vorwürfe
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen sexueller Belästigung. Die Disziplinaroberkommission hat in einem Fall bereits eine Strafe in der Höhe von 300 Euro ausgesprochen. Die mutmaßlichen Täter versehen weiter ihren Dienst – etwa mit Sexualstraftätern. Sie bestreiten die Vorwürfe und sprechen von Mobbing. Der Anwalt eines Psychologen kritisierte, die Frauen würden nur versuchen, mit den Vorwürfen “ihre Position zu verbessern”, man “kenne ja die Waffen der Frauen”.
Der Falter berichtet seit Wochen über die Misstände im Strafvollzug. Lesen Sie dazu auch: Psychisch Kranker verströmte Verwehsungsgeruch oder Missbrauchsverdacht in JVA-Josefstadt.
(APA/red.)