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Misshandlung - Jugendamt nahm Eltern acht Kinder weg

Im niederbayerischen Landkreis Kelheim haben die Behörden acht vermutlich misshandelte Kinder einer Familie in Obhut genommen.

Die Kinder sollen in ihren Zimmern eingesperrt, geprügelt und erniedrigt worden sein. Das Amtsgericht Kelheim bestätigte am Mittwoch Informationen der “Mittelbayerischen Zeitung”, wonach die sieben Mädchen und ein Bub trotz eines entsprechenden Antrags des Ehepaares nicht in die Familienwohnung zurückkehren dürfen.

Die Behörden haben Hinweise, dass die Eltern regelmäßig die Türen der Kinderzimmer mit Brettern verbarrikadierten. Die Töchter und der Sohn mussten deshalb in ihren Räumen sogar ihre Notdurft verrichten. In der Früh räumten die Kinder dann offenbar den Kot gemeinsam weg – um nicht noch mehr Ärger zu bekommen. Zwei Kinder sollen auch schon einmal in den eigenen Kot oder den ihrer Geschwister gedrückt worden sein. Zudem sollen die Eltern einige Kinder mit einem Kochlöffel blutig geschlagen haben.

Das jüngste der sieben Mädchen ist neun Monate alt, die älteste Tochter ist elf. Sie wurden in einer Pflegefamilie und einem Kinderdorf untergebracht, der neunjährige Bruder lebt nun in einem Heim.

Die grausigen Berichte über die Zustände in dem Haus in einem Kelheimer Nachbarort stammen von den Kindern selbst, die Anfang bis Mitte November unabhängig voneinander davon im Kindergarten und der Schule erzählten. “Die Kinder haben alarmierende Angaben gegenüber ihren Lehrern, Erziehern und Betreuern gemacht”, sagte der zuständige Familienrichter Dirk Janzen. “Daraufhin ist das Jugendamt aktiv geworden.”

Bei einer Kontrolle in der Wohnung seien die Vorwürfe damals teilweise bestätigt worden. Die Mitarbeiter der Behörde nahmen die Kinder sofort mit. “Mindestens ein Zimmer ist verrammelt gewesen”, erklärte der Richter. Bereits in der Vergangenheit sollen Nachbarn das Kelheimer Landratsamt auf Misshandlungen aufmerksam gemacht haben. Damals habe das Jugendamt aber nichts feststellen können.

Mittlerweile wollen einige Mädchen wieder zu ihrer Familie. Das Ehepaar hat deshalb beantragt, dass alle acht Kinder zurückkehren dürfen. Janzen hat dies jedoch am Montag abgelehnt und entschieden, dass die Kinder weiter getrennt von den Eltern bleiben. Der Rechtsanwalt des Paares hat gegen diesen Beschluss Rechtsmittel eingelegt, so dass sich nun das Oberlandesgericht Nürnberg mit dem Fall befassen muss. Janzen rechnet damit, dass dort in der kommenden Woche neu entschieden wird.

Der Richter betonte, dass es keinen endgültigen Tatnachweis für die Misshandlungen gebe. Die Kinder seien bisher auch nicht vom Gericht vernommen worden. Der Familienrichter stütze sich bei seiner Entscheidung zum großen Teil auf die Notizen der Pädagogen. Die Betreuer und Lehrer hatten Protokolle angefertigt, nachdem die Kinder sich ihnen anvertraut hatten. Im vorliegenden Fall seien das Familiengericht und das Jugendamt daher der Ansicht gewesen, dass die Kinder aus der Familie geholt werden sollten, weil das Risiko zu groß erschien, meinte Janzen.

Mittlerweile ermitteln auch Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei wegen der Vorgänge. Zumindest der Sohn hat laut dem Richter in einer aktuellen Vernehmung die Vorwürfe gegen seine Eltern wiederholt. Von den Mädchen erfuhren die Polizisten bei den Befragungen hingegen wenig Konkretes. “Die meisten Kinder wollen nichts sagen”, erklärte der Leitende Regensburger Oberstaatsanwalt Günther Ruckdäschel.

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