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Missbrauch im Erzbistum München: Papst Benedikt XVI. schwer belastet

Papst Benedikt XVI. war zu der zeit noch Erzbischof in München.
Papst Benedikt XVI. war zu der zeit noch Erzbischof in München. ©Ap
Rund 500 Missbrauchsfälle soll es im Erzbistum München und Freising seit 1945 gegeben haben. In mindestens vier Fälle soll der jetzige emeritierte Papst Benedikt XVI. davon gewusst, aber nichts unternommen haben.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist in einem neuen Missbrauchsgutachten des deutschen Erzbistums München und Freising schwer belastet worden. Benedikt habe als damaliger Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger in vier Fällen nichts gegen des Missbrauchs beschuldigte Kleriker unternommen, teilten die Gutachter am Donnerstag in München mit. In einer Stellungnahme bestritt Benedikt demnach seine Verantwortung "strikt", die Gutachter halten dies aber nicht für glaubwürdig.

Mindestens 497 Opfer im Erzbistum München

München/Vatikanstadt. Eine neue Studie zu sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising in Deutschland listet mindestens 497 Opfer auf. Dabei handle es sich überwiegend um männliche Kinder und Jugendliche im Zeitraum zwischen 1945 und 2019, teilte die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) am Donnerstag in München mit. Sie hatte das Gutachten im Auftrag der Erzdiözese erstellt. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Studie - darunter 173 Priester und neun Diakone.

Allerdings sei dies nur das sogenannte Hellfeld. Es sei von einer deutlich größeren Dunkelziffer auszugehen, hieß es vonseiten der Kanzlei weiter.

Ratzinger seit drei Jahren Erzbischof

Im Fokus steht vor allem der Fall des Wiederholungstäters Peter H. aus der westdeutschen Diözese Essen (Nordrhein-Westfalen). Nachdem in den 1970er Jahren sexuelle Vergehen in seiner Heimat aktenkundig wurden, wurde er Anfang 1980 nach München geschickt, um eine Therapie zu machen. Damals war Ratzinger seit drei Jahren Erzbischof. Noch im selben Jahr wurde er wieder in der Seelsorge eingesetzt - und bald erneut übergriffig. Von insgesamt 29 Betroffenen an mehreren Orten sprechen die Verantwortlichen in München und Essen mittlerweile. Erst 2010 wurde H. aus der Seelsorge abgezogen. Heute lebt er unter Auflagen in der Diözese Essen.

(APA/red)

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