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Missbrauch: Ansturm auf Ombuds- und Kirchenbeitragsstellen

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Die immer mehr werdenden Missbrauchsvorwürfe gegen Mitarbeiter der katholischen Kirche haben zu einem regelrechten Ansturm auf die Ombudsstellen der Diözesen geführt.

So verzeichnete man etwa in den Diözesen Gurk-Klagenfurt und Linz ein vermehrtes Meldungsaufkommen, wie ein Rundruf der APA am Donnerstag ergab. Aber auch die Kirchenbeitragsstellen werden zu Anlaufpunkten für empörte Katholiken, in Feldkirch stieg die Zahl der Austritte weiter an.

Bei der seit 1995 bestehenden Ombudsstelle der Diözese Gurk-Klagenfurt wurden in den vergangenen Jahren insgesamt sechs Fälle von Missbrauch behandelt und abgeschlossen. Keiner dieser Fälle habe zu einer strafrechtlichen Verurteilung geführt, lediglich in einem Fall habe es gerichtliche Vorerhebungen gegeben, sagte Matthias Kapeller, Sprecher der Diözese gegenüber der APA.

In den vergangenen Tagen sei es im Zuge der starken medialen Berichterstattung vermehrt zu Kontaktaufnahmen und Anrufen bei der Ombudsstelle gekommen. “Die Ombudsstelle hat den bischöflichen Auftrag, so rasch als möglich zu prüfen, ob tatsächlich neue Missbrauchsfälle vorliegen”, sagte Kapeller. Bischof Alois Schwarz hatte zuletzt ein konsequentes Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch in seiner Diözese angekündigt und versprochen, “die Dinge ans Licht zu heben und nichts zu vertuschen” zu wollen.

Zahlen über vermehrte Kirchenaustritte liegen in Kärnten vorerst nicht vor. “Es gibt aber eine verstärkte Frequenz in den Kirchenbeitragsstellen, die Missbrauchsfälle sind ein Thema und die Menschen machen ihrer Empörung Luft”, sagte Kapeller.

In der Diözese Linz, wo zuletzt Vorwürfe gegen drei Patres des Stiftes Kremsmünster aufgetaucht waren, haben seit dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle in Deutschland viele Leute angerufen und ihrem Ärger Luft gemacht, wie Pressesprecherin Gabriele Eder-Cakl berichtete. Zur Frage, wie viele Fälle bisher gemeldet wurden, will die Diözese am Nachmittag bei einer Pressekonferenz in Kremsmünster mit Abt Ambros Ebhart und dem Vorsitzenden der Diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt, Josef Gruber, Rede und Antwort stehen.

In Vorarlberg hat sich die Zahl der Opfer von sexuellem Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen vorerst nicht erhöht. “Bisher hat sich diesbezüglich niemand bei der Ombudsstelle der Diözese Feldkirch gemeldet”, erklärte Rainer Juriatti, Pressesprecher der Diözese, am Donnerstagvormittag auf APA-Anfrage. Das Kloster Mehrerau – in dessen Internat sich ein Pater zwischen 1970 und 1982 an mindestens zehn Heranwachsenden vergangen haben soll – wird sich erst am Freitag in einer Pressekonferenz mit Abt Anselm van der Linde und Generalvikar Benno Elbs wieder zu der Causa äußern.

Bereits spürbar wird die nun bekanntgewordene Missbrauchswelle in den Austrittszahlen der Diözese Feldkirch. Im Jänner 2010 kehrten 350 Personen der katholischen Kirche den Rücken, das waren mehr als doppelt so viele wie 2009 (168). Im Februar traten 265 Gläubige aus der Kirche aus. Dieser Wert lag zwar deutlich unter jenem von 2009 (411), damals hatte allerdings Bischof Elmar Fischer mit Äußerungen über Homosexuelle für große Empörung und einen Austritts-Rekord gesorgt. Im Februar 2008 hatten sich lediglich 130 Personen von der Kirche abgemeldet. Auch im März seien viele Austritte zu befürchten, so Juriatti.

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